Corona-Protest und Gegenkundgebungen - Leipzig vor nächstem Demo-Tag

Die Diskussionen um die chaotische «Querdenken»-Demo in Leipzig sind
noch nicht zu Ende geführt, da sieht die Stadt erneut wohl einem
turbulenten Tag mit gleich mehreren Kundgebungen entgegen. Diesmal
wollen die Behörden aber konsequent durchgreifen.

Leipzig (dpa) - Zwei Wochen nach der teilweise chaotischen
«Querdenken»-Demo stehen Leipzig am Samstag wieder zahlreiche
Kundgebungen bevor. Gegner der Corona-Politik haben laut Stadt eine
Versammlung mit 250 Teilnehmern angemeldet. Dagegen regt sich lauter
Protest. Allein das Aktionsnetzwerk «Leipzig nimmt Platz» ruft zu
drei Kundgebungen auf zentralen Plätzen der Stadt auf. Die Polizei
wird nach eigenen Angaben mit einem Großaufgebot im Einsatz sein.
Jegliche Verstöße gegen die Corona-Regeln sollen konsequent geahndet
werden.

Insgesamt sind für Samstag acht Versammlungen in der Stadt
angekündigt. Wie die Polizei am Freitag mitteilte, bekommt sie
Unterstützung von Einsatzkräften aus Baden-Württemberg,
Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Brandenburg, Schleswig-Holstein,
Sachsen-Anhalt sowie von der Bundespolizei. Je nach Entwicklung werde
ein Polizeihubschrauber über der Stadt kreisen. Wasserwerfer und eine
Reiterstaffel stehen ebenfalls zur Verfügung.

Die Protestversammlung gegen die Corona-Maßnahmen soll laut Polizei
mit Gittern eingegrenzt werden; der Zugang werde kontrolliert. In
Sachsen sind derzeit nur Versammlungen mit maximal 1000 Teilnehmern
gestattet. Die Polizei kündigte an, dass ihr Fokus auf der «Trennung
von friedlichen und unfriedlichen Teilnehmern» der verschiedenen
Versammlungen liegen werde.

Der Verfassungsschutz hatte zuvor berichtet, dass sowohl im rechts-
als auch im linksextremistischen Lager für Leipzig mobilisiert werde.
Für die Demo gegen die Corona-Maßnahmen erwartet die Behörde ein
«heterogenes Protestgeschehen», wie es sich auch bei vorherigen
Veranstaltungen der «Querdenken»-Szene gezeigt habe. Auch
Reichsbürger und gewaltbereite Gruppierungen wie Hooligans könnten
nach Leipzig kommen.

Am Gegenprotest werden sich nach Einschätzung des Verfassungsschutzes
auch Linksextremisten beteiligen. Anschläge auf Fahrzeuge oder
Bahnanlagen im Zusammenhang mit dem Demo-Geschehen seien möglich.
Konkrete Hinweise zu geplanten Straftaten aus dem linksextremen
Spektrum lägen allerdings nicht vor.

Vor zwei Wochen hatte die «Querdenken»-Bewegung eine große
Demonstration in Leipzig veranstaltet. Laut Polizei kamen mindestens
20 000 Menschen, die Initiative «Durchgezählt» ging sogar von 45 000

Teilnehmern aus. Kaum jemand hielt sich an die Maskenpflicht. Die
Stadt löste die Versammlung schließlich auf.

Als die Menge danach einen Marsch um den Leipziger Ring erzwingen
wollte, kam es zu Rangeleien und es flog Pyrotechnik. Am Ende ließ
die Polizei die Menschenmassen ziehen, obwohl Aufzüge derzeit gar
nicht erlaubt sind. Das Geschehen löste heftigen Zwist in der
schwarz-grün-roten Koalition in Sachsen aus.