Geflügelpest auf Pellworm - Hof mit 650 Gänsen betroffen

Die Geflügelpest spitzt sich weiter zu: Bereits 8000 tote Wildvögel
wurden an der schleswig-holsteinischen Westküste gezählt.
Tierschützer sind alarmiert.

Pellworm (dpa/lno) - Die Geflügelpest ist seit Anfang November in
einem vierten Nutztierbestand in Schleswig-Holstein nachgewiesen
worden. Betroffen sei ein Betrieb auf der nordfriesischen Insel
Pellworm mit rund 650 Gänsen, teilte der Kreis Nordfriesland am
Freitag mit. Es handle sich um das Virus H5N8. Die hätten
Laborergegbnisse des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI), des
nationalen Referenzlabors für Geflügelpest, bestätigt.

Unterdessen breitet sich die Tierseuche bei Wildvögeln in
Schleswig-Holstein rasant aus. Die Zahl der entlang der Westküste vom
schleswig-holsteinischen Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark
und Meeresschutz gezählten verendeten Wildvögel stieg auf über 8000,

wie das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium am Freitag in Kiel
mitteilte.

Auch im Binnenland breite sich die Erkrankung weiter aus. Erstmals
lägen Befunde bei Wildvögeln aus den Kreisen Pinneberg (Möwe,
Nonnengans) und Herzogtum Lauenburg (Wildente) vor. Zuvor war
Geflügelpest auch in Dithmarschen und weiteren Kreisen festgestellt
worden. Das FLI hat 54 weitere Fälle der Geflügelpest in
Schleswig-Holstein bestätigt. Die Gesamtzahl der aktuell bestätigten
Fälle liegt damit bei 223.

Die Tierschutzorganisation WWF betonte, der Ausbruch im Wattenmeer
habe «inzwischen eine dort nie dagewesene Dimensionen erreicht».
Tausende Vögel seien verendet, ein Abklingen sei nicht absehbar,
sagte Hans-Ulrich Rösner, Leiter des WWF-Wattenmeerbüros in Husum. Im
WWF-Ostseebüro sagte Leiter Jochen Lamp: «Die Sorge ist groß, dass
sich die Krankheit auch hier weiter ausbreitet.»

Von den etwa 650 Gänsen auf Pellworm war den Angaben zufolge eine
größere Anzahl in kurzer Zeit gestorben. Noch am Freitagvormittag
seien alle Tiere der Geflügelhaltung gemäß der bundesweit gültigen

Geflügelpest-Verordnung getötet und fachgerecht entsorgt worden.

Um ein Überspringen der Geflügelpest auf weitere Nutztierbestände zu

verhindern, richtete das Veterinäramt des Kreises Nordfriesland
Pellworm als Sperrbezirk und die Halligen Hooge, Süderoog und Südfall
als Beobachtungsgebiet ein. An den Hauptzufahrtswegen werden Schilder
mit der Aufschrift «Geflügelpest-Beobachtungsgebiet» beziehungsweise

«Geflügelpest-Sperrbezirk» angebracht. In ganz Schleswig-Holstein
herrscht Stallpflicht für Geflügelhalter.

Nach der Hallig Oland und der Gemeinde Emmelsbüll-Horsbüll sei
Pellworm bereits der dritte Fall von Geflügelpest in einem
Nutztierbestand in Nordfriesland, betonte Kreisveterinär Dieter
Schulze. Im Kreis Segeberg war die Tierseuche in einer kleinen
Geflügelhaltung in Heidmühlen ausgebrochen.

«Die Geflügelpest stellt uns vor eine große Herausforderung», sagte

Umwelt- und Landwirtschaftsminister Jan Phillip Albrecht (Grüne).
Alle Geflügelhalter sollten die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen
einhalten. «Die aktuellen Befunde zeigen, dass der Infektionsdruck
aus der Umwelt hoch ist und landesweit steigt.»

Nordfrieslands Kreisveterinär Dieter Schulze rief dazu auf, tote
Wildvögel nicht anzufassen, sondern sie bei der
Nationalparkverwaltung oder dem jeweiligen Ordnungsamt zu melden.

Nach dem bisher größten Vogelgrippe-Ausbruch in
Mecklenburg-Vorpommern - bei zwei Betrieben in Eschenhörn bei Gnoien
(Landkreis Rostock) - sind alle betroffenen Ställe geräumt. 67 000
Bio-Legehennen wurden getötet und entsorgt. Das Land verzichtet
vorerst auf eine landesweite Stallpflicht für Hausgeflügel. Die
Situation habe sich etwas beruhigt, es seien keine weiteren Ausbrüche
der Geflügelpest in Betrieben zu verzeichnen, sagte Agrarminister
Till Backhaus (SPD).