Höchstwert bei Corona-Neuinfektionen - Hoffnung auf Impfstoff

Die Zahl der Menschen, die sich neu mit dem Coronavirus infiziert
haben, ist erneut gestiegen. Während sich die Regierung besorgt
zeigt, rückte der sehnsüchtig erwartete Impfstoff am Freitag näher.

Berlin (dpa) - Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland hat
einen neuen Höchststand erreicht. Am Freitag meldeten die
Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut (RKI) 23 648 neue
Corona-Infektionen binnen 24 Stunden. Im Vergleich zum Vortag stieg
die Zahl der neu gemeldeten Fälle damit um gut 1000. Der bisherige
Spitzenwert war mit 23 542 verzeichneten Fällen am Freitag vor einer
Woche registriert worden. Hoffnung machten aber das Mainzer
Unternehmen Biontech und der US-Pharmariese Pfizer. Sie teilten mit,
dass sie noch am Freitag in den USA eine Notfallzulassung für ihren
Corona-Impfstoff beantragen wollten.

Das sogenannte Sieben-Tage-R lag laut RKI-Lagebericht vom
Freitagabend bei 1,05 (Vortag: 0,99). Das heißt, dass 100 Infizierte
rechnerisch 105 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils
das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere
Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab

Auf den Intensivstationen, wo sich die Entwicklung der Neuinfektionen
erst zeitverzögert bemerkbar macht, ist derzeit keine Entspannung
spürbar. Nach Daten der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für

Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) stieg die Zahl der Patienten auf
3615, davon wurden 58 Prozent beatmet (Stand: 20.11., 12.19 Uhr). Am
Vortag waren es 3588 Patienten.

Regierungssprecher Steffen Seibert zeigte sich angesichts der
aktuellen Werte besorgt. Die Zahl der belegten Betten in den
Intensivstationen und die Zahl der Patienten, die künstlich beatmet
werden müssten, seien schon jetzt deutlich höher als im Frühjahr,
sagte Seibert am Freitag in der Bundespressekonferenz. Jeden Tag
würden 250 Menschen in Deutschland ihr Leben wegen der Krankheit
verlieren. «Das ist etwas, woran wir mehr denken sollten, und womit
wir uns eigentlich keine Minute abfinden dürfen.» Wenn man zu spät
reagiere, laufe man Gefahr, dass sich die Krankenhäuser und
Intensivstationen weiter mit Patienten füllten.

Laut RKI stieg die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus
bis Freitag um 260 auf insgesamt 13 630. Die Zahl der nachgewiesenen
Infektionen mit Sars-CoV-2 liegt seit Beginn der Pandemie demnach
insgesamt in Deutschland bei 879 564 (Stand: 20.11., 00.00 Uhr).

Unterdessen kündigten das Mainzer Unternehmen Biontech und der
US-Pharmariese Pfizer an, noch am Freitag eine Notfallzulassung bei
der US-Arzneimittelbehörde FDA für ihren Corona-Impfstoff zu
beantragen. Das berichteten beide Firmen in einer gemeinsamen
Mitteilung. Die Lieferung des Impfstoffs namens BNT162b2 könnte Ende
dieses Jahres beginnen, sollte es eine Genehmigung geben, hatte
Biontech bereits mitgeteilt. Biontech und Pfizer sind die ersten
westlichen Hersteller, die vielversprechende Studienergebnisse
veröffentlicht haben und eine Notfallzulassung bei der FDA beantragen
wollen.

Zuvor hatten die Unternehmen bekanntgegeben, dass die Impfung einen
95-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 biete. Das Vakzin
funktioniere über alle Altersgruppen und andere demografische
Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten
Nebenwirkungen, hatten die Firmen nach Abschluss letzter Analysen
mitgeteilt.

Die FDA muss den Antrag dann noch prüfen. Wie lange das dauern
könnte, war zunächst unklar. US-Experten zeigten sich aber
zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr ein Ergebnis der Prüfung
geben könnte.