Alexander Neef will Pariser Oper wirtschaftlich neu aufstellen

Paris (dpa) - Der deutsche Musikmanger Alexander Neef (46) will als
neuer Pariser Operndirektor das Wirtschaftsmodell der beiden
Opernhäuser Bastille und Garnier neu erfinden. Das
Finanzierungsmodell sei angesichts der anhaltenden Krisen im Jahr
2020 an seine Grenzen gestoßen, sagte Neef am Freitag. Der Verlust
der beiden Häuser wird auf 50 Millionen Euro beziffert, davon gehen
45 Millionen auf die coronabedingten Schließungen seit Beginn der
Pandemie zurück, 5 Millionen auf die Streiks Anfang des Jahres.

Die Pariser Oper finanziert sich zu 59 Prozent aus eigenen Einnahmen,
der Rest wird durch staatliche Subventionen abgedeckt. Angesichts der
Pandemie hat die französische Regierung für die Saison 2020-2022
Gelder in Höhe von 81 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Das sei
viel, helfe aber nicht aus den roten Zahlen, fügte der
stellvertretende Generaldirektor Martin Ajdari hinzu.

Bastille und Garnier zählen zusammen über 4500 Plätze. Angesichts der

strengen Gesundheitsmaßnahmen war die Zahl der Zuschauer in den
wenigen Wochen der Wiedereröffnung zwischen Ende Juni und Ende
Oktober auf maximal 1000 Personen pro Haus beschränkt.

Ajdari und Neef wollen verstärkt bezahlbare Digitalinhalte der
Produktionen der Opéra Paris entwickeln und mit den Opern und
Ballettaufführungen mehr ins Fernsehen und die Kinos ziehen. Neef
hofft, beide Häuser in den nächsten Wochen wieder öffnen zu können.

Frankreich hat wegen der anhaltenden Pandemie bis zum 1. Dezember die
Schließung aller nicht systemrelevanter Wirtschaftszweige angeordnet.

Neef hat am 1. September die Opéra national de Paris übernommen,
nachdem sein Vorgänger, Stéphane Lissner, aufgrund der schlechten
finanziellen Lage früher als geplant den Posten geräumt hat.