Bewerber bei Online-Interviews laut Studie klar im Nachteil

Ulm (dpa/lsw) - Wer bei der Suche nach einem Job zu einem digitalen
Auswahlgespräch eingeladen wird, schneidet dort im Schnitt deutlich
schlechter ab als Bewerber in persönlichen Gesprächen. Dies fanden
Psychologen der Universität Ulm in einem Experiment heraus, wie ein
Sprecher der Hochschule am Freitag mitteilte. Durch die
Corona-Pandemie setzten Unternehmen aktuell vermehrt auf digitale
Bewerbungsverfahren.

Bei gleicher Leistung würden die Teilnehmer im Online-Interview
schlechter bewertet als in persönlichen Gesprächen, schreiben die
Forscher. Auch bei Faktoren wie sozialer Präsenz und Blickkontakt
schnitten die Online-Bewerber schlechter ab. Dies erkläre sich
dadurch, dass kommunikative Techniken wie das Herausarbeiten von
Stärken auf Körperhaltung und Gestik beruhten, sagte Klaus Melchers,
Leiter der Abteilung Arbeits- und Organisationspsychologie der
Universität Ulm.

Diese Techniken fänden in Online-Gesprächen weit weniger Anwendung.
Doch gerade Blickkontakt und soziale Präsenz seien entscheidend, um
ein Gespür dafür zu entwickeln, wie man sein Gegenüber am besten
einnehmen könne, so Studienautor Johannes Basch. Identische Antworten
der Bewerber seien in digitalen Gesprächen schlechter bewertet worden
als beim Gespräch in Präsenz. Das Online-Gespräch wurde von Bewerbern

dadurch auch als weniger fair bewertet als von Bewerbern mit
persönlichem Gespräch.

Für die Studie simulierten die Forscher 114 Bewerbungsgespräche, die
Hälfte davon online. Im Anschluss wurden die Teilnehmer zur
Wahrnehmung der Gesprächssituation befragt. Die Forscher raten
aufgrund ihrer Erkenntnisse im Zweifel zu einem persönlichen
Gespräch. Falls das nicht möglich sei, solle man sicherstellen,
dennoch Augenkontakt mit seinem Gesprächspartner über die Kamera
herstellen zu können.