Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche stirbt an Corona

Belgrad (dpa) - Der Patriarch der serbisch-orthodoxen Kirche, Irinej,
ist am Freitag in einem Belgrader Krankenhaus an den Folgen einer
Corona-Erkrankung gestorben. Dies teilte die Kirche an ihrem Sitz in
Belgrad mit. Der 90-Jährige war vor zwei Wochen positiv auf das
Coronavirus getestet worden. Wenige Tage zuvor hatte er in der
montenegrinischen Hauptstadt Podgorica am Begräbnis des Metropoliten
Amfilohije teilgenommen, der gleichfalls an einer Corona-Erkrankung
gestorben war. Schutzvorkehrungen waren dabei weitgehend ignoriert
worden.

Irinej wurde 2010 Patriarch und damit Oberhaupt der
serbisch-orthodoxen Kirche. Er wurde 1930 in der Nähe von Cacak in
Zentralserbien als Miroslav Gavrilovic geboren. Nach dem Abschluss
der Theologischen Fakultäten im Kosovo und in Belgrad unterrichtete
er als Professor an diesen beiden Ausbildungsstätten. 1959 wurde er
von seinem Vorvorgänger, Patriarch German, als Mönch eingeführt und
erhielt den Kirchennamen Irinej. 1975 wurde er zum Bischof von Nis
(Südserbien) ernannt.

Als Patriarch folgte Irinej dem erz-konservativen Pavle nach. Seine
Amtszeit begann er mit vorsichtigen Reformen, nachdem das Ansehen der
Kirche in den Jahren zuvor durch Korruptions- und Sexskandale in den
Reihen ihrer Würdenträger gelitten hatte. Zugleich verfolgte Irinej
weiter das Konzept eines völkischen Klerikalismus, der den Anspruch
des Staates Serbien auf alle von Serben bewohnte oder früher zu
Serbien gehörige Gebiete untermauert, darunter unabhängige Staaten
wie Montenegro und Kosovo oder der serbische Landesteil von
Bosnien-Herzegowina.