Corona-Krise: Südtirol will Virus-Welle mit Massentest bremsen

Bozen (dpa) - Die italienische Provinz Südtirol geht im Kampf gegen
die Corona-Ausbreitung mit einem Massentest einen neuen Weg. Am
Freitag öffneten in der kleinen Alpen-Provinz mit rund einer halben
Million Menschen die Test-Stationen. Der Corona-Abstrich ist
kostenlos und freiwillig. Die Landesregierung in Bozen will mit der
dreitägigen Aktion unter dem Motto «Südtirol testet» Virusträger

aufspüren, die nichts von ihrer Infektion ahnen. Sie gelten als
gefährliche Ansteckungsquelle. Die Politiker wollen mit der
Test-Aktion die zweite Corona-Welle schneller brechen.

Landeshauptmann Arno Kompatscher hatte die Bürger mehrfach zur
Teilnahme aufgerufen. Die Provinz Bozen-Südtirol hofft, dass bis
Sonntag zwei Drittel der Menschen einen Antigen-Schnelltest vornehmen
lassen. Das wären etwa 350 000 Menschen. Wer ein positives Ergebnis
bekommt, aber beschwerdefrei ist, soll sich zehn Tage zu Hause
isolieren. Mitmachen können Männer, Frauen sowie Kinder ab fünf
Jahren. Es gibt knapp 200 Teststandorte. Das jeweilige Resultat soll
nach spätestens einer halben Stunde vorliegen.

Die Autonome Provinz gehört in Italien wegen der hohen Corona-Zahlen
zu den Roten Zonen mit besonders strengen Ausgangsbeschränkungen. Am
Donnerstag hatten die Behörden dort rund 700 Neuinfektionen innerhalb
von 24 Stunden registriert.

Der Erfolg eines solchen Massentests hängt nach Einschätzung des
Experten Stephan Ortner stark von der Teilnahmequote ab. Wie der
Direktor des Eurac Research Zentrums in Bozen erläuterte, kann ein
gut organisierter Test mit hoher Beteiligung so gut «wie ein totaler
Lockdown von vielen Wochen» wirken. Ein starker Erfolg sei möglich
bei einer Quote ab 70 Prozent, wie Studien seines Instituts zeigten.
In einem großen Staat, etwa in ganz Italien oder Deutschland, lasse
sich so ein freiwilliger Test aber wohl nicht in ähnlicher Weise
durchführen, meinte er. In einzelnen Bundesländern jedoch schon.

Ende Oktober hatte die Slowakei einen größeren Corona-Massentest
gestartet. Daran beteiligten sich mehrere Millionen Menschen.