Senatorin: Pflegeheim-Leitung wird nach Corona-Ausbruch abgesetzt

Bauernopfer oder angemessene Konsequenz? Nach einem tödlichen
Corona-Ausbruch in einem Berliner Pflegeheim soll die Leitung
gefeuert werden. Ändert das etwas am Pflegenotstand in vielen
Einrichtungen?

Berlin (dpa/bb) - Nach einem Corona-Ausbruch mit mindestens 15 Toten
in einem Berliner Pflegeheim muss die Heimleitung nach Angaben von
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) gehen. Die Heimaufsicht habe
den weiteren Einsatz der Leitung im Bezirk Lichtenberg untersagt,
sagte sie in einer Fragestunde im Abgeordnetenhaus am Donnerstag. Bis
Freitagnachmittag (15.00 Uhr) würden vom Träger neue
Personalvorschläge für die Position erwartet. Sollte dies nicht
erfolgen, werde über weitere Maßnahmen nachgedacht.

«Erteilte Auflagen der zuständigen Behörden, wie die Einsetzung einer

neuen Leitung des Hauses, werden wir umsetzen», teilte eine
Sprecherin des Pflegeheims Kursana Domizil Berlin-Lichtenberg, das
zur Dussmann-Gruppe gehört, am Donnerstag mit. Die neue Leitung des
Hauses sei der Heimaufsicht am Donnerstag gemeldet worden.

«Die Feststellung des Gesundheitsamtes und der Heimaufsicht zeigen,
dass Hygienevorgaben nicht beachtet worden sind», sagte Kalayci zur
Begründung der Maßnahme. Das betreffe einzelne Beschäftigte und die
Heimleitung.

Am Mittwochabend hatte der Pandemiestab des Bezirks über seinen
Bericht informiert. Danach war das Heim den Nachbesserungen, die
Lichtenbergs Amtsarzt bereits Anfang Oktober mit Blick auf Kontakte
und Hygiene gefordert hatte, nicht in ausreichendem Maße
nachgekommen. Der Amtsarzt war nach diesem Bericht mehrfach im
Pflegeheim und hatte die Einhaltung von Regeln wiederholt angeordnet.
Dass der Ausbruch von Heimpersonal ausging, lasse sich vermuten, aber
noch nicht mit Sicherheit sagen, sagte eine Sprecherin des Bezirks am
Mittwoch.

Ein Teil der verbliebenen Bewohner des Heims musste in andere
Einrichtungen verlegt werden. Neue Tests vom 17. November sind nach
Angaben der Kursana-Sprecherin noch in der Auswertung.

Was Versäumnisse in Alten- und Pflegeheimen konkret bedeuten können,
berichtete ein Insider: miserable Ausbildung des Personals,
Missachtung von Hygieneregeln, mangelnde Kontrolle der Einhaltung der
Regeln durch die Verantwortlichen des Heims, mangelhafte Unterweisung
des externen Personals wie Reinigungskräften sowie fehlende
Deutschkenntnisse bei Personal aus dem Ausland. In Lichtenberg seien
Schutzmasken trotz entsprechender Vorgaben nicht getragen worden,
sagte er. Der Betreiber habe sich schuldig gemacht. Doch das könne
überall sonst auch so passieren.

Die Kursana-Sprecherin wiederholte am Donnerstag, dass Auflagen der
zuständigen Behörden jederzeit umgesetzt würden. «Wir haben sehr ho
he
Sicherheitsstandards und gute Hygienekonzepte», teilte sie erneut
mit. Doch auch die könnten in Zeiten einer solch weitreichenden
Pandemie nicht verhindern, dass die Corona-Infektionsketten auch
Seniorenbetreuungs-Einrichtungen erreichten.

«Die Hygienevorgaben sind da, die Schutzkleidungen sind auch da und
trotzdem kommt es zu diesen ganz schlimmen Ausbrüchen», sagte Kalayci
am Donnerstag dazu. «Jeder einzelne Ausbruch in einem Pflegeheim ist
einer zu viel.»