Caritas: Teil-Lockdown schadet vor allem Kindern aus ärmeren Familien

Stuttgart (dpa/lsw) - Von den Folgen des Teil-Lockdowns sind nach
Ansicht des Caritas-Verbandes Kinder und Jugendliche aus ärmeren
Familien besonders betroffen. Jungen und Mädchen aus benachteiligten
Haushalten könnten den digital vermittelten Schulstoff nicht so gut
bearbeiten und aufholen, außerdem komme die digitale Ausstattung nur
schleppend voran, warnte der Caritasverband der Diözese
Rottenburg-Stuttgart am Donnerstag zum Tag der Kinderrechte (20.
November). Die Kinder und Jugendlichen lebten oft in engen Wohnungen
und hätten daher weniger Möglichkeiten, sich zu beschäftigen.

Mehr als sonst fehlten Freizeitmöglichkeiten und lose Treffen mit
Gleichaltrigen. «Umso wichtiger ist es für Kinder aus benachteiligten
Familien, dass Kitas und Schulen jetzt nicht geschlossen werden»,
forderte der Verband. Kontakte zu anderen seien eine wichtige
Voraussetzung, damit sich die Jungen und Mädchen gut und dem Alter
gerecht entwickeln könnten.

«Um dies zu gewährleisten, brauchen arme und benachteiligte Kinder
auch in Corona-Zeiten soziale Kontakte - sei es in der Schule, im
Hort oder Jugendtreff. Sie sind ein wichtiger Teil, damit Kinder ihre
Chancen auf Bildung und Teilhabe bekommen», sagte Kim Hartmann, die
Koordinatorin der Initiative «Mach Dich stark», die sich im Südwesten

gegen Kinderarmut einsetzt.

Auch der Paritätische Wohlfahrtsverband warnt vor weiteren Kita- und
Schulschließungen: «Ein zweiter Lockdown für Kitas und Schulen darf
in Baden-Württemberg nicht mehr vorkommen», sagt die
Landesvorsitzende Ursel Wolfgramm. «Diese Mehrfachbelastung und
soziale Isolation ist Kindern und Familien nicht noch einmal
zuzumuten.» Viele Kinder hätten durch die Corona-Pandemie bereits
massive Einschnitte in ihrem sozialen Umfeld und Lebensalltag
erfahren. «Aber Kinder brauchen Kinder», sagte Wolfgramm. «Das ist
für die Persönlichkeitsentwicklung im Kindesalter entscheidend.»

Nach Angaben des Wohlfahrtsverbandes sind in Baden-Württemberg rund
1,6 Millionen Menschen von Armut betroffen, davon sind rund 325 000
Kinder und Jugendliche. Als armutsgefährdet gelten Kinder, die in
Familien leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens
in Deutschland zur Verfügung haben. Außerdem kommt es darauf an, wie
viele Personen in einem Haushalt leben, wie aus dem «Armutsbericht
2019» hervorgeht. Die neuen Zahlen will der Verband an diesem Freitag
veröffentlichen.