UKE-Intensivmediziner Kluge befürchtet dritte Corona-Welle

Hamburg (dpa) - Der Direktor der Intensivmedizin am Hamburger
Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE), Stefan Kluge, warnt schon
jetzt vor einer dritten Corona-Welle. «Wir werden einen Jojo-Effekt
sehen, wenn die Zahlen jetzt runtergehen und es nach und nach
Lockerungen gibt. Ich befürchte, dass die Menschen dann wieder
leichtsinniger werden», sagte der Mediziner im Interview des
«Hamburger Abendblatts». Im Sommer habe es lange gedauert, bis die
Zahlen wieder angestiegen seien. «Aber im Winter halten sich die
Menschen angesichts der Temperaturen viel mehr drinnen auf. Ich habe
die Sorge, dass dann die dritte Welle kommt - davon müssen wir
eigentlich ausgehen.» Es sei deshalb nun wichtig, dass sich alle über
Monate disziplinieren, auch wenn es schwer falle.

Bei der Entwicklung der aktuellen Zahlen sehe er «kleine positive
Signale». Entscheidend seien nun die Infektionszahlen der kommenden
zehn Tage. Noch habe das UKE intensivmedizinische Reserven. Es gebe
ausreichend Betten, Beatmungsgeräte und Monitore. «Aber wir brauchen
für jedes Intensivbett auch Ärzte und Pflegekräfte. Der
Zeitarbeitsmarkt ist leer.» Deshalb würden Mitarbeiter in Rente
wieder aktiviert und Teilzeit-Kollegen bekämen mehr Arbeitszeit
angeboten. Zudem würden weniger zeitkritische Operationen verschoben,
um Personal von anderen Stationen auch für die Covid-19-Patienten mit
einsetzen zu können. «Wichtig ist: Meiner Einschätzung nach wird in
Deutschland niemand sterben wegen eines fehlenden Intensivbetts.»