Hamburg droht zum Corona-Risikogebiet zu werden

Es wird langsam eng: Nur noch zwei Zehntel trennen Hamburg von der
Einstufung als Corona-Risikogebiet. Nach 44,0 am Samstag ist der
7-Tage-Wert pro 100 000 Einwohner am Sonntag auf 49,8 geschnellt. Bei
50 sind weitere Verschärfungen der Corona-Regeln vorgesehen.

Hamburg (dpa/lno) - Hamburg droht zu einem Corona-Risikogebiet zu
werden. Am Wochenende stieg die Zahl der registrierten Neuinfektionen
um 293 auf insgesamt 9908, davon 131 am Samstag und 162 am Sonntag,
wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Der 7-Tage-Wert pro 100 000
Einwohner erhöhte sich dadurch von 44,0 auf 49,8 - und erreichte
damit knapp den kritischen Wert von 50 Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner und Woche. Bei einem Überschreiten dieses Werts sind
weitere Verschärfungen der Corona-Regeln vorgesehen.

Hamburgs rot-grüner Senat hatte wegen der seit Wochen deutlich
steigenden Infektionszahlen bereits am Samstag die Corona-Regeln
erheblich verschärft. So gilt seither eine Sperrstunde. Um 23.00 Uhr
müssen alle Gaststätten der Hansestadt schließen und dürfen erst
wieder um 5.00 Uhr am Folgetag öffnen. In diesem Zeitraum darf auch
kein Alkohol mehr verkauft werden. Zudem wurde unter anderem die Zahl
der Teilnehmer an Privat- und Familienfeiern weiter eingeschränkt.

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte noch am Samstag via
Twitter an die Menschen appelliert, sich an die Regeln zu halten. «Im
Interesse der Kinder in den Kitas & Schulen, der Familien, der
älteren Generation, zur Aufrechterhaltung unserer Wirtschaft, zum
Schutz unser aller Gesundheit bitte ich Sie dringend: Beachten Sie
die Coronaregeln, schützen Sie sich selbst und ihre Mitmenschen!»

Nach Angaben der Polizei wurden bei Kontrollen der Sperrstunde fast
150 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Insgesamt blieb die
Nacht jedoch vergleichsweise ruhig, wie eine Sprecherin berichtete.
Mehr als 300 Örtlichkeiten wurden ihren Angaben nach in der Nacht zu
Sonntag kontrolliert. Vier Betriebe mussten geschlossen werden -
darunter ein Gastronomiebetrieb in Ottensen. Auch eine Feier in einem
Kleingartenverein in Bergedorf wurde abgebrochen.

Den größten Verstoß stellten Beamte im «Club 25» auf der Reeperba
hn
fest. Hier waren ihnen zunächst gegen 1.20 Uhr etwa 30 Menschen vor
dem Eingang aufgefallen. Kurz darauf trafen sie auf eine Party mit
rund 90 Menschen im Kellerbereich des Gebäudes, wie die Sprecherin
sagte. Die Feiernden müssen jetzt mit Bußgeldern rechnen.

Wenn am Montag nach zwei Wochen Herbstferien in Hamburg wieder die
Schule beginnt, müssen Berufsschüler, die Oberstufenschüler an den
allgemeinbildenden Schulen und ihre Lehrer auch im Unterricht einen
Mund-Nase-Schutz tragen. Für alle anderen Schüler bleibt es bei einer
Maskenpflicht «in den Fluren, Pausen, auf Wegen durch das
Schulgelände und in der Kantine», wie Schulsenator Ties Rabe sagte.

Der SPD-Politiker schloss aber nicht aus, dass es bei massiv
steigenden Infektionszahlen weitere Einschränkungen geben wird.
«Sollte sich das Infektionsgeschehen dramatisch verschlimmern, werden
wir die Maskenpflicht an Schulen Schritt für Schritt und behutsam
ausweiten», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Voraussetzung sei,
dass der 7-Tage-Wert massiv über 50 steigt.

Bislang sind Hamburgs Schulen von Corona-Ausbrüchen weitgehend
verschont geblieben. Zwei Tage vor Ferienbeginn seien 180 Menschen in
Quarantäne gewesen, davon 160 Schülerinnen und Schüler sowie 20
Lehrkräfte und andere schulische Beschäftigte - bei insgesamt rund
255 000 Schülerinnen und Schülern sowie gut 25 000 Schulmitarbeitern.

Damit das möglichst auch so bleibt, sollen von Montag an zudem alle
Klassenräume regelmäßig gelüftet werden. «Die Lüftungsregeln we
rden
nach den Herbstferien deutlich verschärft, damit die Schulen auch im
Herbst ein sicherer Ort bleiben», sagte Rabe. Alle 20 Minuten muss
für mindestens fünf Minuten gelüftet werden - auch bei niedrigen
Temperaturen.

«Natürlich ist es arschkalt, wenn man dann im Winter fünf Minuten
durchlüften muss. Aber wenn es die einzige Lösung ist, dann müssen
wir das akzeptieren», sagte der Vorsitzende der SchülerInnenkammer
Hamburg, Henry Behrens. Er empfahl, im Zweifel in Jacke und Schal am
Unterricht teilzunehmen.

Seit Beginn der Pandemie infizierten sich in Hamburg 9908 Menschen
mit dem Virus Sars-CoV-2. Rund 7700 gelten nach Schätzung des Robert
Koch-Instituts (RKI) als genesen, 100 mehr als am Vortag. Bislang
starben nach Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am
Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) 241 Menschen an Covid-19. Diese
Zahl ist seit dem 2. Oktober unverändert. Das RKI zählte für Hamburg

insgesamt 280 Tote, 2 mehr als am Vortag.

Die Hamburger Gesundheitsbehörde lässt alle gestorbenen
Corona-Patienten obduzieren. Das Institut für Rechtsmedizin zählt auf
dieser Grundlage dann sämtliche Fälle, in denen jemand an Covid-19
gestorben ist. Das RKI zählt alle Personen, die im Zusammenhang mit
einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben sind.