Baden-Württemberg ruft höchste Corona-Alarmstufe aus

Der Südwesten hat bei den Corona-Infektionen die «kritische Phase»

erreicht und schaltet auf Alarmstufe Rot. Um das Virus einzudämmen,
stehen nun weitere Einschränkungen bevor.

Stuttgart (dpa) - Wegen des starken Anstiegs der Infektionszahlen
ruft Baden-Württemberg die höchste Corona-Alarmstufe aus. Weitere
Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wie eine verschärfte
Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und zusätzliche
Kontaktbeschränkungen sollen am Montag in Kraft treten, wie
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Samstag nach einer
außerordentlichen Kabinettssitzung mitteilte.

Man müsse aufgrund der Geschwindigkeit, mit der sich die Pandemie
entwickele, die Maßnahmen verschärfen, sagte Kretschmann. Die
Menschen sollten unnötige Reisen und Kontakte vermeiden. «Das ist das
Gebot der Stunde, damit nicht alles aus dem Ruder läuft.»

Die Pandemiestufe 3 bedeutet den Eintritt in die «kritische Phase».
Die beginnt insbesondere dann, wenn die Zahl der Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner innerhalb einer Woche die Grenze von 35
überschreitet. Das ist im Südwesten seit vergangenem Donnerstag der
Fall. Am Freitag lag die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz bei 42,2.

Kretschmann hatte die Ausrufung der dritten und höchsten Stufe
bereits in Aussicht gestellt. Klar ist zudem bereits, dass ab Montag
die Maskenpflicht an weiterführenden Schulen auch im Unterricht gilt.
Bislang galt sie dort nur auf sogenannten Begegnungsflächen wie
Schulfluren, Aula und Toiletten. An Grundschulen müssen weiterhin
keine Masken getragen werden. Im Corona-Hotspot Stuttgart gilt
bereits eine Maskenpflicht im Unterricht.

Das dreistufige Alarm-System hatte die Landesregierung im September
eingeführt. Entscheidend für die Einstufung ist die
Sieben-Tage-Inzidenz. Aber auch andere Faktoren spielen bei der
Bewertung eine Rolle, etwa die absoluten Infektionszahlen, die Zahl
der Tests oder der Reproduktionswert (R-Wert), der angibt, wie viele
Menschen ein Erkrankter im Schnitt mit dem Virus ansteckt.

Vor gut eineinhalb Wochen war die «Anstiegsphase» ausgerufen worden,
in der Ausbrüche zunehmen, Landkreisgrenzen überschreiten und
zunehmend nicht mehr nachzuvollziehen sind. Diese Stufe 2 wurde
begleitet von verschärften Kontrollen und Appellen.

Die dritte, kritische Phase beinhaltet weitere Einschränkungen des
öffentlichen Lebens - unter anderem die landesweite Maskenpflicht im
Unterricht. Sie gilt vor allem ab einer landesweiten
Sieben-Tage-Inzidenz von 35 Fällen auf 100 000 Einwohner. Die dritte
Phase zeichnet sich durch einen starken, möglicherweise
exponentiellen Anstieg der Fallzahlen mit diffusen, häufig nicht mehr
nachvollziehbaren Infektionsketten aus.

Nach dem Konzept der Landesregierung soll dann im Einzelhandel die
Anzahl der Personen pro Verkaufsstelle eingeschränkt werden. In der
Gastronomie könnte der Ausschank von Alkohol eingeschränkt, eine
Reservierungspflicht eingeführt und der Betrieb auf Außenbereiche
beschränkt werden. Veranstaltungen und Kontaktmöglichkeiten sollen
eingeschränkt, Hygienemaßnahmen sowie Sanktionen bei Verstößen
ausgeweitet werden. Die Regelversorgung in Krankenhäusern soll auf
das Nötigste beschränkt werden. Mit diesen Maßnahmen soll ein
allgemeiner Lockdown - die Schließung von Schulen und Betrieben -
möglichst vermieden werden.