Landesarmutskonferenz befürchtet steigende Zahl an Obdachlosen

Der kommende Winter könnte für Menschen ohne eigenes Zuhause
besonders hart werden. Denn die Corona-Pandemie stellt
Hilfsorganisationen vor neue Herausforderungen.

Hannover (dpa/lni) - Die Zahl der Obdachlosen in Niedersachsen wird
nach Einschätzung der Landesarmutskonferenz während der kommenden
Monate steigen. «Nach allen Erfahrungen, die wir unter Corona haben,
muss man das leider annehmen», sagte der Geschäftsführer des
Gremiums, Klaus-Dieter Gleitze, der Deutschen Presse-Agentur. «Für
Obdachlose wird es ganz bitter werden», sagte er mit Blick auf den
Winter. «Es steht zu befürchten, dass bei massiv steigenden
Infektionszahlen die Hilfsangebote reduziert werden - auch aus Schutz
für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.»

Für Wohnungslose, die bislang bei Freunden oder Verwandten
untergekommen sind, könnte die Situation härter werden - wenn solche
Angebote wegen der Corona-Pandemie wegfallen. Dann würden diese
wohnungslosen Menschen zu Obdachlosen. Für Menschen mit wenig Geld
werde dieser Winter besonders schwer, so Gleitze. Ohne
Kündigungsschutz sei zu befürchten, dass manche ihre Wohnung
verlieren.

Um obdachlosen Menschen in den kalten Wintermonaten zu helfen,
sollten Gleitze zufolge nicht ausgelastete Hotels oder andere
Unterkünfte angemietet werden. «Wir müssen sofort handeln. Bald
kommen die ersten Nächte mit Frost.» Die Landesarmutskonferenz ist
ein Zusammenschluss von Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften und
Initiativen. Sie hat das Ziel, Ursachen von Armut zu benennen und
Vorschläge zur Bekämpfung der Armut zu entwickeln.

Einrichtungen für Menschen ohne eigenen Wohnraum stehen durch die
Corona-Pandemie vor neuen Herausforderungen. Um Abstands- und
Hygieneregeln einzuhalten, ist zum Beispiel mehr Raum nötig als es
mitunter in den Einrichtungen gibt. Das Karl-Lemmermann-Haus in
Hannover zum Beispiel geht davon aus, dass die Lage schwieriger wird,
wenn sich die Menschen wegen der Kälte viel drinnen aufhalten müssen.
Derzeit gebe es mit dem Mindestabstand keine Probleme, weil vieles im
Freien möglich ist, sagte der Geschäftsführer Harald Bremer. «Bei u
ns
funktioniert es relativ gut.» Aber: «Das könnte sich verschärfen.

Drinnen wird es immer schwieriger mit dem Abstand», so Bremer mit
Blick auf den kommenden Winter.