Gesundheitsstadtrat: Berlin-Neukölln ist «im absoluten Krisenmodus»

Berlin (dpa) - Der Gesundheitsstadtrat des Corona-Hotspots im
Berliner Stadtteil Neukölln hält eine Eindämmung des Virus wie im
Sommer in seinem Bezirk für nicht mehr möglich. «Daran, dass wir das

wieder einfangen können wie Mitte des Jahres, glaube ich nicht mehr»,
sagte der CDU-Politiker Falko Liecke der Deutschen Presse-Agentur.
«Wir sind im absoluten Krisenmodus.» Neukölln hat bundesweit die
meisten Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen. Bereits im Sommer
kämpfte der Bezirk mit mehreren Corona-Ausbrüchen.

Es müsse nun vor allem darum gehen, Risikogruppen wie Senioren und
chronisch Kranke zu schützen - zum Beispiel, indem
Besuchsmöglichkeiten in Alten- und Pflegeheimen eingeschränkt werden
und Personal dort regelmäßig getestet wird, sagte Liecke. Nur eine
Erklärung, warum ausgerechnet in Neukölln die Fallzahlen so «durch
die Decke» gegangen seien, gibt es Liecke zufolge nicht. Er vermute
aber einen Zusammenhang mit der Bevölkerungszusammensetzung: Er
verwies etwa auf eine große Zahl spaßorientierter, internationaler
junger Leute, aber auch auf bildungsferne Gruppen und Menschen mit
Sprachbarrieren.

Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte der dpa, nur
etwas über zehn Prozent der Fälle in Berlin seien Ausbrüchen
zuzuordnen, bei rund 90 Prozent hingegen sei die Infektionsquelle
nicht eindeutig festzustellen. «Wir haben eine sehr breite Streuung.»
Die Senatorin erklärt das Auftauchen vermeintlich unklarer
Einzelfälle allerdings auch mit Berichten von Amtsärzten, wonach
generell die Kooperationsbereitschaft von Infizierten abnehme.

Kalayci widersprach auch der Vorstellung, dass die aktuelle Zunahme
der Infektionen in der Stadt vor allem auf vermehrtes Testen
zurückgeht. Die Rate der positiven Tests sei in Berlin - nach Werten
von unter einem Prozent im Sommer - auf rund vier Prozent gestiegen.
«In den Bezirken, in denen besonders viele Kontaktpersonen getestet
wurden, da sind wir sogar bei 8 Prozent», sagte sie.