Umfrage: Spahn bei Frage zu CDU-Vorsitz vorn - Söder bei K-Frage

Im Rennen um den CDU-Vorsitz stellen sich die drei Bewerber Laschet,
Merz und Röttgen erstmals gemeinsam auf einer Bühne den Fragen eines
Parteipublikums. In einer Umfrage liegt unterdessen jemand ganz
anderes vorne.

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hätte einer
Umfrage zufolge bei den Bürgern gute Karten als CDU-Vorsitzender,
aber weniger gute als Kanzlerkandidat der Union. In der Befragung des
Instituts Kantar für die Funke Mediengruppe (Samstag) gaben 22
Prozent an, sie trauten am ehesten Spahn zu, ein guter CDU-Chef zu
werden. Allerdings bewirbt sich der 40-Jährige gar nicht um den
Parteivorsitz, sondern tritt im Team mit NRW-Ministerpräsident Armin
Laschet an - bei einem Sieg Laschets soll Spahn stellvertretender
Parteichef werden.

19 Prozent trauten in der Umfrage Ex-Unionsfraktionschef Friedrich
Merz am ehesten zu, ein guter CDU-Vorsitzender zu sein, 17 Prozent
nannten Laschet und 8 Prozent den Außenpolitiker Norbert Röttgen. Der
Nachfolger der Parteivorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer soll
nach den bisherigen Plänen am 4. Dezember auf dem CDU-Bundesparteitag
in Stuttgart gewählt werden, der wegen der Corona-Krise auf einen Tag
verkürzt worden ist.

Anders sieht es in der Frage aus, welchem Unionspolitiker zugetraut
wird, ein guter Bundeskanzler zu werden. Hier liegt in der
Kantar-Umfrage CSU-Chef Markus Söder mit 34 Prozent vorn, obwohl der
bayerische Ministerpräsident immer wieder betont, sein Platz sei in
Bayern. Merz kommt hier nur auf 12 Prozent, Spahn auf 8, Laschet auf
7 und Röttgen auf 5 Prozent.

Die Bewerber für den CDU-Vorsitz stellen sich am Samstagabend
erstmals gemeinsam auf einer Bühne den Fragen eines Parteipublikums.
Laschet, Merz und Röttgens sind dazu vom Parteinachwuchs der Jungen
Union (JU) nach Berlin eingeladen worden. JU-Mitglieder werden per
Videokonferenz zugeschaltet. Mit Spannung wird erwartet, wie die
Kandidaten miteinander umgehen. Greifen sie sich womöglich persönlich
an? In der CDU wird befürchtet, dass die Partei nach einem knappen
Ergebnis bei der Vorsitzendenwahl gespalten ins Superwahljahr 2021
mit Bundestagswahl und sechs Landtagswahlen gehen könnte.

Zudem dürften die Bewerber gefragt werden, wann der gemeinsame
Kanzlerkandidat mit der CSU gekürt werden sollte oder wie sie zu
einer möglichen Kanzlerkandidatur Söders stehen. Der CSU-Chef
schneidet in Umfragen schon länger gut ab. Würde der Kanzler direkt
gewählt und Söder dabei gegen Grünen-Chef Robert Habeck und
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz antreten, läge er nach dem jüngsten
RTL/ntv-«Trendbarometer» deutlich vorn: Der bayerische Regierungschef
käme nach der am Samstag veröffentlichten Forsa-Umfrage auf 37
Prozent, Habeck auf 19 Prozent und Scholz auf 14 Prozent.

Am Ende der Veranstaltung am Samstagabend will JU-Chef Tilman Kuban
eine zweiwöchige Mitgliederbefragung der Jugendorganisation zum
CDU-Vorsitz starten. Das Ergebnis gilt als Empfehlung des
Parteinachwuchses für die Wahl zum CDU-Chef. Die JU - die gemeinsame
Jugendorganisation von CDU und CSU - hat nach eigenen Angaben knapp
100 000 Mitglieder. Von den 1001 Delegierten des CDU-Parteitages
gehören etwa 100 der JU an.

Kuban ist davon überzeugt, dass Gesundheitsminister Spahn in der CDU
künftig eine wichtige Rolle spielen wird - unabhängig davon, wer
neuer Parteivorsitzender wird. «Es ist kein Geheimnis, dass ich Jens
Spahn sehr viel zutraue und auch innerhalb der Jungen Union ganz
viele ihn für einen ganz hervorragenden Politiker halten, für das
Gesicht unserer jungen Generation auch in der Bundesregierung», sagte
Kuban am Samstag im «Morgenecho» des WDR. «Deswegen wünsche ich mir
,
dass er, egal in welcher Konstellation, auch in den nächsten Jahren
eine wesentliche Rolle spielt.»