Apothekerverband Nordrhein: Engpässe bei Grippe-Impfstoff

Düsseldorf (dpa/lnw) - Im Rheinland bestehen nach einer Blitzumfrage
des Apothekerverbands Nordrhein «sehr große Engpässe» bei
Grippe-Impfstoffen. Fast alle der rund 400 befragten Apotheken - etwa
20 Prozent der Mitglieder - hätten die Verfügbarkeit mit «schlecht»

oder «sehr schlecht» angegeben, teilte der Verband am Freitag mit.
Bei der Drei-Tage-Abfrage bis Donnerstagabend sagten demnach nahezu
alle, die Nachfrage nach Grippe-Impfstoffen sei bisher «sehr viel
höher» als im Vorjahr.

Einem Sprecher zufolge vertritt der Verband die Apotheken in den
Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf und damit mehr als die Hälfte

der Apotheken in NRW. Der Verband Westfalen-Lippe konnte am Freitag
auf Anfrage zunächst keine Angaben zur Verfügbarkeit machen.

Die befragten Apotheken im Rheinland sehen die Knappheit als
drängendes Problem, betonte Verbandschef Thomas Preis. Die
Engpasssituation werde auch von Ärzten bestätigt, in der Politik aber
so nicht wahrgenommen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz nannte
es einen «schweren Fehler», dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) und viele seiner Länderkollegen «wochenlang die Grippeimpfung
für jedermann propagieren». Jetzt werde der Impfstoff nicht nur in
NRW knapp, meinte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Seit Jahrzehnten
sei klar, «dass sich zunächst nur die Menschen der Risikogruppe oder
mit speziellen Berufen impfen lassen sollten».

Bei gut 90 Prozent der Apotheken, die laut Verband Nordrhein an der
Blitzumfrage teilnahmen, liegen schon Nachbestellungen von Arztpraxen
vor. «Aufgrund der aktuell fehlenden Verfügbarkeit von
Grippe-Impfstoffen bei Herstellern und Großhandel können diese aber
zurzeit nicht bedient werden.» Man setze nun auf die sechs Millionen
weiteren Impfdosen, die im November über die nationale Impfreserve
bereitgestellt werden sollten.

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte sich vor
einigen Tagen noch zuversichtlich gezeigt, dass der Grippe-Impfstoff
ausreichen werde. Für ganz Deutschland seien in dieser Saison bislang
rund 32 Millionen Influenza-Impfdosen vorhanden. Wenn sich möglichst
viele Menschen gegen Grippe impfen ließen, könne das auch beim Kampf
gegen das Coronavirus helfen. Laumann hatte vor allem an
Risikogruppen - etwa Menschen ab 60 Jahren - oder Berufsgruppen wie
medizinisches Personal appelliert, sich impfen zu lassen. Oktober und
November seien «die kritischen Monate» für diese Impfungen.