Aida Cruises zuversichtlich vor stark verspätetem Saisonstart Von Joachim Mangler, dpa

Jahrelang schien es für die Kreuzfahrtbranche weltweit nur eine
Richtung aufwärts zu gehen. Doch das Coronavirus hat einen dicken
Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt soll es für Aida Cruises
wieder los gehen.

Rostock (dpa/mv) - Vor dem pandemie-bedingt verzögerten Saisonstart
am Samstag hat sich die Rostocker Kreuzfahrtreederei Aida Cruises
zuversichtlich über die weitere Entwicklung gezeigt. Dem Start mit
der «Aidablu» in Civitavecchia/Rom zu einer Italien-Rundreise folge
am 1. November eine Tour der «Aidamar» rund um die Kanarischen
Inseln, sagte Aida-Sprecher Hansjörg Kunze. In der Planung für
Dezember seien bereits Touren ab Palma de Mallorca, vor Weihnachten
sollen noch Reisen ab Dubai angeboten werden.

Im März hatte Aida Cruises wie die anderen Kreuzfahrt-Gesellschaften
die Reisen auf seinen 14 Schiffen eingestellt. Zuvor hatten Bilder
von Schiffen anderer Gesellschaften aufgeschreckt, die mit
infizierten Passagieren auf Irrfahrten unterwegs waren und nicht
anlegen durften. Der deutsche Geschäftsführer des internationalen
Branchenverbands Clia, Helge Grammerstorf, schätzte die Verluste der
gesamten Branche auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.

Michael Thamm, der Chef der Costa Gruppe, zu der Costa Crociere und
Aida Cruises gehören, sprach für sein Unternehmen von Verlusten von
1,5 Milliarden Euro. Aida, das vor der Pandemie rund 15 000
Mitarbeiter beschäftigte, hatte für rund 800 Beschäftigte am Standort

Rostock Kurzarbeit beantragt. Die ausländischen Beschäftigten
warteten in ihren Heimatländern auf den Neustart oder seien bereits
an Bord der Schiffe.

Nur sehr wenige der weltweit rund 400 Kreuzfahrtschiffe seien derzeit
mit jeweils stark verringerten Passagierzahlen unterwegs, sagte
Grammerstorf. Alle anderen Schiffe lägen in Häfen oder auf Reede. Sie
müssten aber trotzdem mit hohem Aufwand unterhalten werden.

Wegen fehlender Genehmigungen oder Infektionen von Crewmitgliedern
waren in den vergangenen Monaten geplante Saisonstarts bei Aida
Cruises gescheitert. Mit umfangreichen Tests aller Personen soll eine
Infektion vermieden werden. Erste Abstrichtests erfolgen 48 bis 72
Stunden vor dem Betreten des Schiffes. Unmittelbar vor der Reise gibt
es im Terminal für Gäste aus Risikoregionen Antigen-Tests.

In den Bordrestaurants würden die gleichen Sicherheitsstandards wie
an Land gelten, sagte Kunze. Auch bei Landgängen blieben die
Passagiere zusammen. Wenn sich jemand entgegen dieser Verabredung von
der Gruppe entfernt, könne ihm der Zugang an Bord verwehrt werden.

Grammerstorf zeigte sich sicher, dass mit solchen Vorkehrungen der
vorsichtige Neustart der Branche gelingen wird. «Wir haben viel
gelernt», betonte er. Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es nicht.
«Wir können aber zusichern, dass wir für den Fall, wenn doch etwas
passieren sollte, damit umgehen können, ohne andere zu gefährden.»

Er sei davon überzeugt, dass die Branche an die Zeit vor der Pandemie
anknüpfen kann und zumindest ähnlich aussehen werde, sagte
Grammerstorf. Es werde an verschiedenen Stellen Änderungen geben.
«Letztlich wird es aber so sein, dass die Menschen wieder auf den
Schiffen unterwegs sein wollen. Die Nachfrage ist da.»