Kanzleramtschef: Müssen alle vorsichtiger sein als beschlossen

Berlin (dpa) - Kanzleramtsminister Helge Braun hat die Bevölkerung
aufgerufen, im Kampf gegen die Corona-Pandemie mehr zu tun als nun
von Bund und Ländern vereinbart. Die Beschlüsse seien ein wichtiger
Schritt, würden aber vermutlich nicht ausreichen, sagte der
CDU-Politiker am Donnerstag im ARD-«Morgenmagazin». «Und deshalb
kommt's jetzt auf die Bevölkerung an. Dass wir nicht nur gucken: Was
darf ich jetzt? Sondern wir müssen im Grunde genommen alle mehr
machen und vorsichtiger sein als das, was die Ministerpräsidenten
gestern beschlossen haben.»

Es könne jetzt überhaupt keine Frage mehr geben, «dass das jetzt der

Beginn einer sehr großen zweiten Welle ist», führte Braun aus. «Und

am Anfang dieser zweiten Welle haben wir es in der Hand, diese
Infektionen aufzuhalten.» Er warnte, wenn die Infektionen hochgingen,
leide am Ende auch die Wirtschaftskraft.

Aus Sorge vor einer unkontrollierbaren Ausbreitung der
Corona-Pandemie verschärfen Bund und Länder die Gegenmaßnahmen in
Hotspots. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die
Ministerpräsidenten hatten sich am Mittwoch auf einheitliche Regeln
für Städte und Regionen mit hohen Infektionszahlen verständigt. Dazu

gehören eine Ausweitung der Maskenpflicht, eine Begrenzung der
Gästezahl bei privaten Feiern, Kontaktbeschränkungen im öffentlichen

Raum und eine Sperrstunde für die Gastronomie.

Mit Blick auf die Debatte über umstrittene Beherbergungsverbote für
Reisende aus deutschen Corona-Risikogebieten sagte Braun: «Jetzt ist
nicht die Zeit für Reisen, sondern jetzt ist die Zeit, die Kontakte
deutlich zu reduzieren.» Der Kanzleramtschef verwies auf Ausführungen
des Leiters der Abteilung System Immunologie am Helmholtz-Zentrum für
Infektionsforschung in Braunschweig, Michael Meyer-Hermann, beim
Treffen der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin. «Der hat uns
anhand der Modellierungen vorgerechnet: Wir müssen im Grunde genommen
alle unsere Kontakte halbieren», sagte Braun.