Finanzsenator Kollatz kündigt Verstärkung für Gesundheitsämter an

Berlins Gesundheitsämter ächzen in der Corona-Krise unter
Personalmangel. Nun verspricht der Senat Hilfe.

Berlin (dpa/bb) - In der Berliner Verwaltung wird das Personal zur
Bekämpfung der Corona-Pandemie aufgestockt. «Die Bezirke und das Land
werden sicherlich noch in diesem Jahr, das heißt in den nächsten
Wochen, eine mittlere dreistellige Zahl an Personen einstellen»,
sagte Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD) der Deutschen
Presse-Agentur. Ein Großteil davon werde in den stark belasteten
Gesundheitsämtern gebraucht.

Ziel sei zum einen, dort die gut 200 aktuell noch freien Stellen zu
besetzen - nicht zuletzt, um bei der Nachverfolgung von Infektionen
handlungsfähig zu bleiben. Weitere 60 Stellen sehe der erste
Nachtragshaushalt vor.

Der Bund habe außerdem erst jüngst angekündigt, bundesweit 5000
Stellen im Öffentlichen Gesundheitsdienst zu finanzieren. Davon
entfielen dem Verteilungsschlüssel gemäß etwa 240 Stellen auf das
Land Berlin. Insofern werde ein größerer Teil der in Berlin zu
besetzenden Stellen für bis zu sechs Jahre durch den Bund finanziert.

CDU-Chef Kai Wegner sagte, der Finanzsenator scheine nun endlich
aufgewacht zu sein. «Mehr als sieben Monate nach Ausbruch der
Corona-Pandemie stellt er erst in der zweiten Pandemiewelle
zusätzliches Personal in Aussicht.» Dabei fehle Personal seit Monaten
in allen Bereichen: Von der Kontaktnachverfolgung bis hin zum
Ordnungsamt, das die Verordnungen durchsetzen soll. «Mit zusätzlichem
Personal allein ist es jedoch nicht getan», so Wegner. «Die Bezirke
brauchen zusätzliche Räume und IT-Ausstattung.»

Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) erklärte: «Die
Gesundheitsämter sind seit Monaten personell an ihrer äußersten
Belastungsgrenze.» Sie brauchten dringend qualifiziertes Personal.
«Das können wir nicht mit dem Lasso einfangen. Für die Eindämmung d
es
Pandemiegeschehens braucht es Fachleute.»

Nach den Worten von Kollatz könnten die Stellen früheren
GaleriaKarstadt-Beschäftigten, die durch die Schließung von
Kaufhäusern gerade ihren Job verloren haben, eine neue Perspektive
bieten. Die neuen Stellen seien sozialversicherungspflichtig und
zumeist zunächst befristet. Dadurch würden die Aktivitäten der
Ordnungsämter und die Gesundheitsämter noch einmal zusätzlich
verstärkt. Die Beschäftigten hätten erfahrungsgemäß später gute

Chancen, sich auf andere Stellen im öffentlichen Dienst zu bewerben.

Wie Kollatz ergänzte, erwägt der Senat zusätzlich, sogenannte
Corona-Lotsen einzustellen. Der Senator nannte um die 100 Stellen als
Größenordnung. Die Betreffenden sollen niederschwellig bei bestimmten
Themen in der Corona-Krise helfen.

Nach Angaben der Senatssozialverwaltung könnten für die Aufgabe
langzeitarbeitslose Menschen über arbeitsmarktpolitische Maßnahmen
des Bundes in Frage kommen. Sie sollen nach einer Qualifizierung die
Gesundheitsämter unterstützen und Menschen zum Beispiel mehrsprachig
beraten. Denkbar sei auch, sie in Flüchtlingsunterkünften und
Gemeinschaftsunterkünften für Wohnungslose einzusetzen.

Zunächst müsse aber geklärt werden, wieviel Unterstützung die
Gesundheitsämter im Einzelnen benötigen. Davon hänge auch ab, wie
viele Stellen genau für Corona-Lotsen geschaffen werden.

In Berlin steigt die Zahl der Corona-Infektionen - wie in anderen
Städten auch - seit einiger Zeit stark an. Da die Gesundheitsämter zu
wenig Personal haben, kommen sie bei der Nachverfolgung von
Infektionsketten kaum noch nach. Deshalb helfen dabei unter anderem
bereits 240 Soldaten der Bundeswehr.