Corona bringt die Digitalisierung an Musikschulen in Schwung

Der Lockdown im Frühjahr hat auch Sachsen-Anhalts Musikschulen
getroffen - von einem auf den anderen Tag war Umdenken gefragt. Die
Erfahrungen nutzen den Einrichtungen auch für die Zukunft.

Magdeburg (dpa/sa) - Die Corona-Krise hat die Digitalisierung der
Musikschulen in Sachsen-Anhalt beschleunigt. «Die Pandemie hat die
Zukunft in die Gegenwart geholt», sagte Christian Reineke,
Geschäftsführer des Landesverbands der Musikschulen mit Sitz
in Magdeburg. «Wir sind der Zeit jetzt schätzungsweise drei bis vier

Jahre voraus.» Grund dafür ist der Ausfall des Präsenzunterrichts in

allen 20 staatlich anerkannten Musikschulen während des Lockdowns.
Damals mussten sich die Lehrkräfte laut Reineke schnell überlegen,
wie der Unterricht trotzdem aufrecht erhalten werden könne.

Lehrkräfte hätten mit ihren Schülern beispielsweise via Handy
kommuniziert, ihnen wöchentliche Aufgaben per Video zukommen lassen.
«Die Notwendigkeit einer Digitalisierung ist durch die akute Lage
offenkundig geworden», so Reineke. Dabei seien auch Baustellen
aufgefallen: Mobile Dienstgeräte sind den Angaben nach nicht überall

vorhanden, technische Grenzen wie eine schwache Internetverbindung,
gerade im ländlichen Raum, traten auf, Fragen zum Datenschutz müssten

geklärt werden.

Derzeit würden knapp 19 000 Schülerinnen und Schüler an den
Musikschulen im Land unterrichtet. Etwa 2000 größtenteils Kinder und
Jugendliche stehen zudem auf Wartelisten. Grund dafür sei der
Lehrkräftemangel. Den habe es bereits vor der Pandemie gegeben.
«Gerade im ländlichen Raum ist es schwer, Honorarkräfte zu finden»,

so Reineke. Mit mehr finanziellen Mitteln ließe sich das Problem
seinen Angaben nach lösen - denn die Erfahrung zeige, dass bei
ausgeschriebenen Festanstellungen Interesse bestehe.

Ziele für die Zukunft seien deswegen ausreichend Personal und die
Erkenntnisse der vergangenen Monate zu nutzen. Digitale
Unterrichtsmethoden sollen künftig den Präsenzunterricht ergänzen.
Denn die Erfahrungen von Lehrkräften, Schülern und Eltern zeigten,
wie wertvoll der direkte Kontakt zu Menschen sei. Zudem sei die
nonverbale Ebene beim Musizieren entscheidend - die falle vor allem
beim digitalen Zusammenspiel größtenteils weg. «Der digitale
Unterricht ist eine gute Brücke zu den Schülern und sinnvoll, um die
Motivation aufrechtzuhalten», bilanziert Reineke. «Er kann aber nicht
mit dem Präsenzunterricht gleichgesetzt werden.»