Kommunen: Viele Betroffene kennen Ansteckungsquelle nicht

Köln/Düsseldorf (dpa/lnw) - In zahlreichen Fällen wissen Betroffene
und Gesundheitsämter nicht, wo sich die Menschen mit dem Coronavirus
infiziert haben. «In rund 40 Prozent der Fälle wissen wir nicht, wo
sich die positiv getesteten Personen angesteckt haben», sagte der
Leiter des Kölner Gesundheitsamts, Johannes Nießen, am Mittwoch der
Deutschen Presse-Agentur. Die Infektionsquellen in der Millionenstadt
liegen ihm zufolge in 40 Prozent der Fälle im Bereich der sozialen
Kontakte, bei 10 Prozent im Arbeitsumfeld und 10 Prozent seien auf
Reisen oder andere Gründe zurückzuführen.

Die Infektionsketten seien schwer nachvollziehbar, wenn bei 40
Prozent der Betroffenen die Quelle nicht bekannt sei, betonte Nießen.
«Das ist ein wichtiger Knackpunkt an der ganzen Sache.» Die
Corona-Warnapp werde offenbar wenig genutzt. Zudem sei die
Bereitschaft gering, ehrlich Auskunft zu geben. «Wir fragen schon
genauer hinterher, aber die Leute sind nicht immer sehr zugewandt, es
erreichen uns oft nur halbe Wahrheiten, oder es wird ganz
verschwiegen, wo man sich aufgehalten hat.»

Ein ähnliches Bild zeigte sich in der Landeshauptstadt. In Düsseldorf
lasse sich nur bei etwa jedem zweiten Fall die Infektionskette
nachvollziehen, zitierte die «Rheinische Post» das dortige
Gesundheitsamt. Anhand der Befragungen sei nicht festzumachen, welche
Ausbreitungswege dominant seien. Das erschwert die Eindämmung der
Pandemie.

Die teils an Belgien und die Niederlande grenzenden Städteregion
Aachen mit 557 000 Einwohnern berichtete, bei geschätzten «deutlich
unter 25 Prozent» der Fälle sei völlig unklar, wo sie sich angesteckt

haben. Die Infektionen sei nicht auf einige wenige Hotspots
zurückzuführen. Ansteckungsorte seien etwa Schulen, Kitas,
Pflegeheimen oder auch Familienfeiern. Der Pendelverkehr über die
Landesgrenzen hinweg erschwere die Verfolgung von Infektionsketten
nicht, hieß es auf Anfrage.

Die Stadt Herne, wo mit einem Wert von 95,2 am Mittwoch die NRW-weit
höchste Sieben-Tage-Inzidenz gemessen wurde, geht nicht von
punktuellen Hotspots als Infektionsquellen aus. «Wir beobachten die
meisten Ansteckungen im familiären Kontext oder auch vereinzelt in
Schulen», schilderte eine Sprecherin. Mehr als ein Dutzend Großstädte

und Kreise in NRW galten am Mittwoch als Risikogebiete, weil sie den
kritischen Wert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den
letzten sieben Tagen überschreiten.