Corona-Neuinfektionen in Hamburg stagnieren

Es ist womöglich nur ein kurzfristiger Effekt, aber seit Freitag
vergangener Woche gehen in Hamburg die Corona-Zahlen nicht mehr nach
oben. Im Bemühen, die Pandemie einzudämmen, dürfe man aber nicht
nachlassen, meint die Gesundheitssenatorin.

Hamburg (dpa/lno) - In Hamburg stagniert das
Corona-Infektionsgeschehen - wenn auch auf relativ hohem Niveau. Zwar
kamen bis Dienstag 114 neue Infektionen hinzu; da zwei Fälle aus der
vergangenen Woche aber in der Statistik berichtigt werden mussten,
blieb die sogenannte 7-Tage-Inzidenz unverändert bei 37, wie die
Gesundheitsbehörde mitteilte. Damit stieg der Wert, der die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen abbildet, in
Hamburg seit vergangenem Freitag nicht mehr. Da hatte er bei 39,5
gelegen.

Von einem positiven Trend zu sprechen, sei zu früh, warnte
Gesundheitssenatorin Melanie Leonhard. Es sei möglich, «dass die
Verstetigung ein kurzfristiger Effekt bleibt». Auch an den deutlichen
Warnungen des Senats vor allem an Feierlustige, die Corona-Regeln
einzuhalten, könne es eigentlich nicht liegen. «Wir mahnen ja schon
seit vielen Wochen, insofern wäre es schön, wenn es jetzt schon
Wirkung gezeitigt hätte.» Klar sei aber, dass mit einfachen Maßnahmen

wie Abstand halten und Maske tragen viel gewonnen sei. «Und ich
glaube, das ist fast allen Hamburgerinnen und Hamburgern sehr klar
inzwischen.»

Erneut verteidigte Leonhard die seit Montag geltenden Regeln zur
Maskenpflicht an öffentlichen Orten und Plätzen. Sie räumte ein, dass

sich die Menschen erst an die an unterschiedlichen Orten zu
unterschiedlichen Zeiten geltende Pflicht zum Tragen einer
Mund-Nase-Bedeckung gewöhnen müssten. Es gehe aber darum, an zu
verschiedenen Zeiten besonders bevölkerten Orten, an denen Abstände
nicht eingehalten werden könnten, «das Risiko zu minimieren». Die
Opposition hatte dem rot-grünen Senat vorgeworfen, für «Chaos» und

«Verwirrung» gesorgt zu haben.

Es seien 14 Orte ausgewählt worden, an «denen nachweislich über einen

längeren Zeitraum hohe Personenkonzentrationen stattgefunden haben».
Mit den nun ausgewählten Plätzen und Straßenzügen wolle man jetzt
erste Erfahrungen sammeln, sagte Leonhard. Möglicherweise werde man
dann noch einmal Änderungen vornehmen. Auch eine Ausweitung der
Maskenpflicht könne man nicht ausschließen. «Wir wollen das nicht»,

betonte Leonhard. Eine Bilanz zur Wirksamkeit der neuen Regeln lasse
sich aber erst in etwa zwei Wochen ziehen.

Nach wie lägen die Altersgruppen zwischen 20 und 40 Jahren deutlich
vorn bei den Neuinfektionen, die häufig «auf private Zusammenkünfte
in unterschiedlichen Rahmen zurückgehen», sagte Leonhard. «Wir
verzeichnen allerdings auch eine wachsende Zahl von Menschen in
höherem Alter, was uns natürlich nicht unbesorgt macht.»

Leonhard rief gemeinsam mit Ärztekammerpräsident Pedram Emami vor
allem Senioren auf, sich gegen die Grippe impfen zu lassen. Es müsse
verhindert werden, dass es wegen vermehrt auftretender
Infektionskrankheiten wie Grippe und Covid-19 zu Überlastungen im
Gesundheitswesen komme.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg, Walter
Plassmann, forderte unterdessen eine Neubewertung der Corona-Lage.
Die Politik dürfe die Bevölkerung nicht länger in Dauerstress halten

und mit Horrorbildern Angst und Schrecken verbreiten, sagte er der
«Fuldaer Zeitung» (Mittwoch). Stattdessen solle sich die Politik auf
neue Schwellenwerte verständigen, auf denen sie dann ihre Maßnahmen
aufbauen sollte.

Im Vergleich mit den jeweiligen Wochentagen der Vorwoche gingen die
Neuinfektionen seit Freitag in Hamburg zurück. Seit Beginn der
Pandemie infizierten sich in Hamburg 9152 Menschen mit dem Virus
Sars-CoV-2. Rund 7200 gelten nach Schätzung des Robert Koch-Instituts
(RKI) als geheilt. In Hamburger Krankenhäusern wurden zuletzt 62
Covid-19-Patienten behandelt. Die Zahl der Patienten auf
Intensivstationen lag bei 14. Das sind jeweils zwei mehr als vor dem
Wochenende.

Bislang starben nach Angaben des Instituts für Rechtsmedizin am
Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) 241 Menschen an Covid-19. Die
Zahl blieb auch am Dienstag unverändert. Das RKI zählte für Hamburg
ebenfalls unverändert 277 Tote.

Die Hamburger Gesundheitsbehörde lässt alle gestorbenen
Corona-Patienten obduzieren. Das Institut für Rechtsmedizin zählt auf
dieser Grundlage dann sämtliche Fälle, in denen jemand an Covid-19
gestorben ist. Das RKI zählt alle Personen, die im Zusammenhang mit
einer Sars-CoV-2-Infektion gestorben sind.