Steigende Corona-Zahlen in Sachsen - Unsicherheit im Erzgebirge

Das Erzgebirge gilt sachsensweit als erstes Corona-Risikogebiet.
Gastwirte und Hoteliers sind angesichts neuer Einschränkungen
besorgt. Der Freistaat wartet unterdessen auf das Merkel-Treffen.

Chemnitz (dpa/sn) - Nachdem das Erzgebirge als erste Region in
Sachsen zum Corona-Risikogebiet erklärt wurde, herrscht unter
Gastwirten und Hoteliers Verunsicherung. Eine erlassene
Allgemeinverfügung mit verschärften Maßnahmen gelte auf unbestimmte
Zeit, sagte Franziska Luthardt vom Branchenverband Dehoga - zuständig
für den Bereich Chemnitz und Erzgebirge. Das sei die größte
Herausforderung und gefährde die Planungssicherheit der Unternehmer
noch mehr als bisher. «Die Unsicherheit ist gestiegen, die Angst vor
Einbußen groß», so Luthardt.

Das Landratsamt hatte für den Erzgebirgskreis am Montag eine
Allgemeinverfügung erlassen, nachdem die Zahl der Corona-Infektionen
stark angestiegen war. Die Behörde meldete eine Quote von 67,2 pro
100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Als Maßgabe für
ein Risikogebiet gelten 50 Neuinfektionen. Am Dienstag lag die Quote
laut Innenminister Roland Wöller (CDU) pro 100 000 Einwohner im
Erzgebirge bei 57,9.

Unter anderem sieht die Allgemeinverfügung vor, dass Feiern in
angemieteten Räumen auf 50 Personen begrenzt werden müssen. In der
Gastronomie und in Hotels müssen Daten zur Kontaktnachverfolgung
erhoben werden. Der Erlass bedeute für viele Gastwirte Einbußen, weil
Familien- und Privatfeiern nur noch in kleinerem Kreis durchgeführt
werden können. Wer in großer Runde feiern wollte, müsse entweder
Gäste ausladen oder absagen. Die Gefahr von Stornierungen steige, so
Luthardt. Die Daten von Gästen seien bisher bereits vereinzelt
erhoben worden, nun sei sie vorerst für alle Gastwirte Pflicht. «Für

die Gastronomen sind die Einschränkungen bitter.»

Auch unter den Hoteliers und Pensionen-Betreibern ist die
Unsicherheit wegen des Beherbungsverbotes groß. Es gebe viele Fragen
zu Stornierungen und zum Nachweis von negativen Corona-Tests. «Teils
gibt es ein heilloses Durcheinander und Chaos», so Luthardt. Die
Branche blicke zudem «mit gemischten Gefühlen» auf das geplante
Treffen von Bundeskanzlerin Merkel und den Ministerpräsidenten am
Mittwoch. Bisher sei der Föderalismus gut gewesen, weil die
Corona-Regeln in Sachsen verhältnismäßig locker waren. «Die Sorge
ist: was kommt dann nach dem Treffen», sagte Luthardt.

Eigentlich wollte sich Sachsens Kabinett am Dienstag mit der neuen
Corona-Schutzverordnung befassen, will aber nun erst das Treffen
zwischen Kanzlerin und Regierungschefs abwarten. Es gebe noch offene
Fragen, sagte Regierungssprecher Ralph Schreiber nach der
Kabinettssitzung. Zudem plane Ministerpräsident Michael Kretschmer
(CDU) an diesem Donnerstag ein Treffen mit Landräten und
Bürgermeistern zu diesem Thema. «Wir möchten keinen zweiten Lockdown

haben», sagte er. Sachsen strebe eine tragfähige Lösung an.

Den Angaben zufolge stieg die Zahl der nachgewiesenen Neuinfektionen
in Sachsen von Montag auf Dienstag um 202 - allein 108 Fälle betrafen
den Erzgebirgskreis. Auch in den Landkreisen Meißen und Zwickau sei
die Quote der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner mit knapp 40
beziehungsweise rund 39 hoch. Am Donnerstag werde der
Corona-Krisenstab das nächste Mal zusammentreten und die Lage neu
bewerten. Man verfolge das Geschehen aufmerksam uns sei besorgt.

Auch Chemnitz hat wegen steigender Infektionszahlen die
Corona-Maßnahmen verschärft. Von Dienstag an sind Veranstaltungen mit
mehr als 1000 Besuchern verboten. Das Gesundheitsamt behalte sich
weitere Maßnahmen vor, hieß es. So könnten auch kleinere
Veranstaltungen am Wochenende kurzfristig abgesagt werden. Zudem
sind in allen städtischen Dienstgebäuden Alltagsmasken Pflicht.