Anti-Corona-Kampf: Viel Kritik an Partyverbot in Italien

Rom (dpa) - Ein neu erlassenes Partyverbot im Anti-Corona-Kampf ist
in Italien auf Kritik der rechten Opposition und in sozialen
Netzwerken gestoßen. Auf Twitter griffen Nutzer zu Hashtags wie
«#Stasi» und «#Orwell», um gegen die nach ihrer Meinung zu starken

Eingriffe ins Privatleben zu protestieren. Die Kritiker zogen so
Vergleiche zu Spitzelpraktiken der früheren DDR-Geheimpolizei Stasi
und zum Roman «1984» des Autors George Orwell über einen
Überwachungsstaat. Manche warnten vor einer Welle von Anzeigen unter
Nachbarn.

Die Regierung hat ihr Dekret mit neuen Schutzmaßnahmen gegen die
Pandemie am Dienstag publiziert. In dem rund 20-seitigen Text heißt
es, private Feiern an «Örtlichkeiten drinnen und draußen» seien
verboten. Feierlichkeiten nach Zeremonien, etwa Hochzeiten und
Beerdigungen, müssten auf 30 Teilnehmer beschränkt werden. Tanzlokale
blieben zu. Außerdem empfiehlt die Regierung den rund 60 Millionen
Bürgern, daheim auf alle Abendessen und andere Treffen mit mehr als
sechs Gästen aus anderen Haushalten zu verzichten.

Oppositionsführer Matteo Salvini von der rechten Lega kritisierte
bereits vor der Veröffentlichung mögliche Folgen. «Holen wir die
Polizei von der Straße und verwandeln sie in Psycho-Polizisten, die
Wohnhäuser durchsuchen?», schrieb er auf Twitter.

Außenminister Luigi Di Maio bat mit Blick auf das Partyverbot bei
einem Termin in Brüssel speziell junge Leute um Verständnis. «Ich
bitte vor allem Jugendliche um ein Höchstmaß an Verantwortung, denn
Jugendliche können aktuell, wenn sie bestimmte Verhaltensweisen
unterschätzen, ihre Eltern und Großeltern töten», zitierte die
Nachrichtenagentur Ansa den Fünf-Sterne-Politiker.

Das Mittelmeerland verzeichnete am Dienstag 5901 Neuinfektionen mit
Sars-CoV-2, es gab 41 Corona-Tote. In den Vortagen hatten die Werte
der Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden schon mehrfach über 5000
gelegen, am Montag waren es mit gut 4600 etwas weniger.