WHO warnt vor Konzept der Herdenimmunität via Ansteckung

Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat davor gewarnt,
bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie auf eine Herdenimmunität durch
massenweise Ansteckungen zu setzen. «Niemals in der Geschichte des
Gesundheitswesens wurde Herdenimmunität als eine Strategie gegen
einen Ausbruch eingesetzt, geschweige denn gegen eine Pandemie»,
sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag in Genf.

So ein Vorgehen wäre ethisch und wissenschaftlich problematisch. Eine
Herdenimmunität - also die Schwelle, ab der sich ein Virus nicht mehr
in einer Bevölkerung verbreiten kann - müsse ähnlich wie bei den
Masern und der Kinderlähmung durch Impfungen, nicht durch
Ansteckungen erreicht werden, zumal weiter unklar sei, wie sehr eine
Infektion vor einer zweiten schütze. In einem Brief hatten Forscher
aus verschiedenen Ländern zuletzt für Herdenimmunität geworben. 

Angesichts der steigenden Coronazahlen wies der WHO-Chef darauf hin,
dass ein Großteil der Neuinfektionen in nur wenigen Ländern passiere.
Fast die Hälfte der neuen Fälle entfalle auf drei Staaten. Es komme
also auf die Wirksamkeit der Bekämpfungsmaßnahmen an. «Das ist eine
ungleichmäßig verlaufende Pandemie», so Tedros.