Hessen justiert Corona-Regeln nach - Offenbach weiter Hotspot

In mehreren hessischen Regionen steigen die Infiziertenzahlen
deutlich. Das Land Hessen justiert daher seine Beschränkungen zur
Bekämpfung der Pandemie nach. Unterdessen bleibt die Situation in den
Hotspots angespannt.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Angesichts steigender Infiziertenzahlen
überarbeitet und verschärft Hessen einige Corona-Regeln. Das betrifft
beispielsweise private Feiern - die sich nach den Worten von
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) als besonders problematisch
erwiesen haben, was das Infektionsgeschehen angeht. Die neuen
Regelungen gelten von nächster Woche an bis Ende Januar 2021. In
Wiesbaden hatte am Montag das Corona-Kabinett getagt, ein
ressortübergreifender Krisenstab der Landesregierung.

Das Kabinett beschloss, die Teilnehmerzahl bei privaten Feiern im
öffentlichen Raum auf 50 zu beschränken. Dies gelte in angemieteten
Räumen unabhängig vom Infektionsgeschehen, sagte Bouffier. Bei Feiern
in den eigenen vier Wänden werden maximal 25 Gäste empfohlen.
Sozialminister Kai Klose (Grüne) ergänzte, dass die Regeln bei
steigenden Infektionszahlen verschärft werden. Ab 50 Neuinfektionen
pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen (Inzidenz)
dürfen nur noch höchstens 25 Menschen gemeinsam im öffentlichen Raum

feiern, ab einer Inzidenz von 75 nur noch 10 Menschen.

Außerdem können Gastronomen in Hessen sich zur Überprüfung von
korrekten Angaben auf den Corona-Gästelisten künftig den Ausweis
ihrer Kunden zeigen lassen. Die bisherige Regelung für Geschäfte,
Veranstaltungen oder Kulturangebote, dass grundsätzlich drei
Quadratmeter Platz pro Besucher oder Kunde zur Verfügung stehen
müssen, entfällt. Es gelten nach Angaben der Staatskanzlei die
allgemeinen Regeln: eineinhalb Meter Abstand und maximal zehn
Personen zusammen. Auch in Schwimmbädern wird die
Drei-Quadratmeter-Regelung aufgehoben. Das Tragen einer
Mund-Nasen-Bedeckung ist künftig auch in Wahlräumen und in
Wahlkabinen sowie beim Aufenthalt auf Bahnsteigen und an Haltestellen
vorgeschrieben.

Unterdessen bleibt die Situation in Hessens Corona-Hotspots
angespannt. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den
vergangenen sieben Tagen veränderte sich in den Städten Offenbach und
Frankfurt sowie dem Landkreis Groß-Gerau kaum, wie das hessische
Sozialministerium in Wiesbaden mitteilte. Demnach lag die Inzidenz in
Offenbach leicht niedriger bei 77,3, in Frankfurt leicht höher bei
65,3 und in Groß-Gerau unverändert bei 51,1. Als kritisch gilt ein
Wert ab 50.

In Offenbach soll es trotz der zugespitzten Situation zunächst keine
weiteren Schritte zur Bekämpfung der Pandemie geben. Es werde
insgesamt zehn Tage lang abgewartet, wie die seit Freitag geltenden
Regeln wirkten, sagte ein Sprecher der Stadt. In Offenbach gilt
ähnlich wie in der Nachbarstadt Frankfurt derzeit eine Sperrstunde ab
23.00 Uhr in Bars und Restaurants, zudem gibt es
Kontaktbeschränkungen im privaten und öffentlichen Raum.

In Frankfurt zog die Stadtverwaltung für das erste Wochenende nach
Verschärfung der Regeln ein positives Fazit. Die Stadtpolizei habe
über 1500 Personen kontrolliert und sei in 116 Betrieben wie
Gaststätten, Kiosken und Shishabars gewesen. «Dabei fielen relativ
wenig Verstöße auf», so das Fazit.

Die Kontaktverfolgung bei Infektionen bringt die Mitarbeiter in den
Gesundheitsämtern der Kommunen an ihre Belastungsgrenze.
Sozialminister Klose sagte, die Belastung sei seit Monaten auf einem
außerordentlich hohen Niveau. Im Vergleich der Länder sei Hessen
jedoch bei der Kontaktnachverfolgung nach einem positiven Corona-Test
gut aufgestellt. In den Kommunen gebe es geschultes Personal aus
anderen Verwaltungsbereichen, das einspringen könne. Außerdem könne
Unterstützung vom Robert Koch-Institut und von der Bundeswehr
angefordert werden. Außerdem gebe es in Hessen einen
Unterstützungspool mit Medizinstudenten, die in den Kommunen
aushelfen.

In Wiesbaden wurde am Montag das Besuchsverbot in Kliniken bis zum 1.
November verlängert. Der Grund seien steigende Corona-Fallzahlen im
Rhein-Main-Gebiet, erklärte die Landeshauptstadt. Diskutiert worden
sei auch eine Ausweitung des Besuchsverbots auf Pflegeeinrichtungen.
Vor einer Entscheidung wolle man aber betroffene Einrichtungen
kontaktieren. Auch Darmstadt verschärfte seine Beschränkungen und
erklärte, keine öffentlichen Veranstaltungen über 250 Teilnehmer mehr

zu genehmigen.

Die Zahl der bestätigten Covid-Infektionen seit Beginn der Pandemie
in Hessen erhöhte sich am Montag um 128 Fälle auf 22 039, wie aus den
vom Ministerium veröffentlichen Zahlen (14.00 Uhr) hervorgeht. Die
Todesfälle, die mit dem Coronavirus in Verbindung gebracht werden,
lagen bei 562, zwei Fälle mehr als am Vortag.

Unterdessen findet die Frankfurter Buchmesse wegen der Pandemie nun
doch komplett ohne Publikum statt. «Angesichts steigender
Infektionszahlen in Frankfurt am Main und bundesweit» hätten die
Verantwortlichen beschlossen, das Programm in der Frankfurter
Festhalle nur mit den beteiligten Moderatoren und Autoren
durchzuführen, wie die Buchmesse berichtete.