SPD-Fraktionschef stellt Corona-Übernachtungsverbot infrage

Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs SPD-Landtagsfraktionschef Erik Stohn
hat Zweifel am Übernachtungsverbot der eigenen Koalition für Gäste
aus deutschen Corona-Hotspots in Hotels, Pensionen oder
Ferienwohnungen. «Wenn die Infektionen vor allem bei privaten Feiern
entstehen oder durch Ausbrüche in Krankenhäusern, dann sollten
Besuchsregeln in den Einrichtungen wirksamer sein als ein
Übernachtungsverbot für urlaubende Familien», sagte Stohn am Montag
in Potsdam laut Mitteilung. Ein abgesagter Urlaub senke auf dem Land
nicht die Zahl der Infektionen im privaten Umfeld. «Wir sollten die
Maßnahmen deswegen den aktuellen Entwicklungen anpassen und das
Beherbergungsverbot überprüfen.»

Die rot-schwarz-grüne Brandenburger Landesregierung verteidigte das
Übernachtungsverbot jedoch gegen wachsende Kritik. «Wir verstehen,
dass das Beherbergungsverbot für viele eine enorme Belastung
darstellt», sagte Vize-Regierungssprecher Simon Zunk auf Anfrage.
«Angesichts der rasant steigenden Zahlen von Neuinfektionen gilt es
aber, alles zu tun, um die Verbreitung einzudämmen.»

Das Verbot für Gäste aus Gebieten mit mehr als 50 Neuinfektionen je
100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen gebe es
in Brandenburg seit Juni. Es sei zwischen den Ländern damals so
vereinbart worden. Das Beherbergungsverbot gilt für Hotels,
Pensionen, Ferienwohnungen und Campingplätze. Der Sprecher verwies
darauf, dass Fahrten zur Arbeit, zum Einkaufen und zur Erholung
weiter möglich seien.