Hamburg verschärft Maskenpflicht - 150 Euro Bußgeld geplant

Wer in Hamburg ein Lokal oder Geschäft in bestimmten Straßen
verlässt, darf ab Montag seinen Mund-Nasen-Schutz zunächst nicht mehr
absetzen. Auch ein Raucherpäuschen vor der Tür könnte teuer werden.
Grund für die Maßnahmen ist die hohe Zahl der Corona-Ansteckungen.

Hamburg (dpa) - Wegen der anhaltend hohen Zahl von Corona-Infektionen
verschärft Hamburg die Maskenpflicht. Ab Montag muss in öffentlichen
Gebäuden und in Gastronomiebetrieben grundsätzlich ein
Mund-Nasen-Schutz getragen werden, wie Sozialsenatorin Melanie
Leonhard (SPD) am Samstag sagte. Auf öffentlichen Plätzen mit starkem
Gedränge sowie auf Demonstrationen und Großveranstaltungen werde
ebenfalls eine Maskenpflicht gelten.

Der Senat veröffentlichte eine Karte im Internet, auf der die
betroffenen Straßen und Plätze markiert sind. Dazu zählen die
Reeperbahn mit mehreren Seitenstraßen, die St.-Pauli-Landungsbrücken
sowie das Schulterblatt im Schanzenviertel, der Ballindamm an der
Binnenalster und der Steindamm mit Steintorplatz am Hauptbahnhof.
Auch die Straße Mühlenkamp im Bezirk Nord ist betroffen.

Auch wer im Stehen auf diesen öffentlichen Plätzen essen, trinken
oder rauchen wolle, dürfe den Mund-Nasen-Schutz nicht abnehmen,
erklärte am Sonntag der Sprecher der Sozialbehörde, Martin Helfrich.
Gesichtsvisiere würden nicht mehr als Mund-Nasen-Schutz anerkannt,
weil sie die Verbreitung des Virus über Aerosole nicht verhinderten.

Bei Verstößen gegen die Maskenpflicht drohe ein Mindestbußgeld von
150 Euro, sagte Leonhard. Es könne aber je nach Situation auch nur
eine Verwarnung ausgesprochen werden. Bislang gilt seit dem 10.
September offiziell ein Bußgeld von 80 Euro. Der Bußgeldkatalog werde
in Kürze verschärft, sagte Helfrich.

In öffentlichen Gebäuden ergeben sich in praktischer Hinsicht kaum
Änderungen, wie der Behördensprecher bestätigte. Am Arbeitsplatz oder

in der Schulbank im Unterricht dürfen die Masken weiterhin abgenommen
werden. Beschäftigte in der Gastronomie dürfen das jedoch nur, wenn
ein anderweitiger Schutz etwa durch Trennwände besteht. Die
Neuregelung der Pflicht bedeute vor allem, dass Verstöße nun
sanktionierbar seien.

Am Sonntag hatte die Gesundheitsbehörde den vierten Tag in Folge eine
Sieben-Tage-Inzidenz von über 35 gemeldet. Demnach gab es in der
vergangenen Woche 38,1 Ansteckungen je hunderttausend Einwohner. Es
wurden 52 neue Ansteckungen bestätigt. Diese vergleichsweise niedrige
Zahl werde sich am Montag erheblich erhöhen, weil am Sonntag noch
nicht alle aktuellen Fälle erfasst worden seien, erklärte Helfrich.

Leonhard sagte über die Pandemielage in Hamburg: «Wir stehen ein
Stückchen an einem Scheideweg.» Die Infektionsdynamik sei noch zu
bremsen, könne aber auch außer Kontrolle geraten. Die
Gesundheitsämter hätten zurzeit große Mühe mit der Nachverfolgung d
er
Kontakte. Als Beispiel nannte sie ein gemeinsames Essen in Altona,
bei dem eine infizierte Person vier andere Menschen angesteckt habe,
darunter zwei Boxtrainer. Jetzt gebe es weitere Infektionen bei den
Schülern einer Boxschule. Das habe viele hundert Anrufe der
Gesundheitsämter ausgelöst, die nun Quarantäne für viele
Kontaktpersonen anordnen mussten.

In einem anderen Fall habe sich eine Kitamitarbeiterin auf einer
privaten Feier angesteckt, aber vor den ersten Symptomen und einem
positiven Test noch weiter gearbeitet. Nun habe das Gesundheitsamt
die Kita schließen müssen. Auch dieser Fall habe viele
Quarantäneanordnungen zur Folge gehabt, sagte die Sozialsenatorin. In
Hamburg ließen sich derzeit jeden Tag rund 12 500 Menschen testen.
Mehrere hundert Menschen pro Tag müssten in Quarantäne gehen.

Die Hamburger Polizei kontrollierte am Freitag- und Samstagabend mit
einem Großaufgebot die Einhaltung der Corona-Regeln in Lokalen, Bars
und Shisha-Bars. Es seien 700 Betriebe überprüft worden, teilte die
Polizei am Sonntag mit. In 182 Lokalen seien Verstöße festgestellt
worden. Die Beamten leiteten 205 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten
ein und sprachen 86 Verwarnungen aus.