Gesundheits-Apps auf Kassenkosten: Politik, Kassen, Ärzte stimmen zu

Die ersten beiden Medizinapps auf Rezept sind auf dem Markt. Die
Kassen übernehmen zunächst die Kosten. Ärzte sehen aber weiterhin das

direkte Gespräch mit dem Patienten im Mittelpunkt.

Stuttgart (dpa/lsw) - Als zusätzliches Angebot für Patienten gehen
jetzt schrittweise Gesundheits-Apps auf Kassenkosten an den Start.
Die neuen digitalen Hilfsmittel finden die Zustimmung der
baden-württembergischen Ärzteschaft. Man sehe die Möglichkeit, nun
auch digitale Anwendungen in die medizinische Versorgung zu
integrieren, durchaus positiv und vorsichtig optimistisch, sagte eine
Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung in Stuttgart. «Natürlich

muss das Gespräch und die Kontrolle durch den Arzt oberstes Prinzip
bleiben, kein Patient darf mit einer solchen App allein gelassen
werden.»

So sollte zum Beispiel für die Mediziner immer die Möglichkeit
bestehen, Daten auch auszulesen und in der Praxis für Diagnose und
Therapie nutzen zu können. Und diese Leistung auch abrechnen zu
können. Die ersten beiden Anwendungen wurden vor wenigen Tagen in
einem Verzeichnis erstattungsfähiger Angebote aufgeführt. Es handelt
sich um eine App für eine Tinnitus-Therapie und eine Anwendung, die
Patienten mit Angststörungen unterstützen soll. Ist eine App in dem
Verzeichnis gelistet, übernehmen die gesetzlichen Kassen ein Jahr
lang vorläufig die Kosten - Ärzte können die Apps dann auch
verschreiben.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Fitness-Apps unterstützen die
Gesundheits-Apps ganz konkret bei ernährungsrelevanten Krankheiten,
Schmerztherapien oder psychischen Erkrankungen, wie die Kaufmännische
Krankenkasse (KKH) mitteilte. Ein Sprecher der AOK Baden-Württemberg
sagte, für Patienten sei aber entscheidend, dass digitale Anwendungen
zur Behandlung oder Linderung einer Erkrankung, die von den Kassen
erstattet werden, einen echten medizinischen Nutzen böten. «Nur wenn

digitale Produkte einen echten Mehrwert haben, ist es auch
gerechtfertigt, dass diese von der Solidargemeinschaft bezahlt
werden.»

Begrüßt werden die neuen digitalen Helfer vom Sozialministerium. Ein
Sprecher sagte, jeder solle am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt
das passende Angebot für seine individuelle Situation vorfinden.
«Dabei ist auch unser Ziel, personenbezogener Daten zu schützen.»