Bauern: Nach vier Wochen Schweinepest weiter «kritische Phase»

Am 10. September trat ein, was Landwirte schon länger erwarteten: Die
Schweinepest ist da, allerdings bisher nur bei Wildschweinen. Die
wirtschaftlichen Folgen reichen weit über das Krisengebiet hinaus.

Berlin (dpa) - Vier Wochen nach dem Auftauchen der Afrikanischen
Schweinepest in Deutschland ist die Lage für Tierhalter bundesweit
weiterhin angespannt. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte der
Deutschen Presse-Agentur: «Es ist eine äußerst kritische Phase für

die Schweinehalter.» Abgesackte Preise hätten sich noch nicht wieder
erholt. Mit Blick auf Handelsstopps einiger asiatischer Länder sagte
Rukwied, dass diese natürlich für Marktdruck sorgten. «Wir hoffen,
dass Mitbewerber aus Spanien, den Niederlanden oder Dänemark unsere
Märkte außerhalb Europas beliefern, damit wir dann in Europa bessere
Marktchancen haben - also dass sich der Markt neu zurechtrückt.»

Der erste Fall der für Menschen ungefährlichen Tierseuche in
Deutschland war am 10. September bestätigt worden - bei einem toten
Wildschwein in Brandenburg. In dem Krisengebiet nahe der polnischen
Grenze wurden inzwischen mehr als 50 weitere Funde mit dem Erreger
gemacht. Schweineställe von Landwirten sind aber nach Angaben des
Bundesagrarministeriums weiterhin nicht betroffen. Als Reaktion auf
den Ausbruch bei Wildschweinen verhängten wichtige Exportmärkte wie
China Einfuhrverbote für Schweinefleisch aus ganz Deutschland.

Innerhalb der EU, in die rund 70 Prozent der Schweinefleisch-Exporte
gehen, sind Handelsstopps nur auf Betriebe aus betroffenen deutschen
Regionen beschränkt. «Dieser Ansatz sollte auch für außereuropäis
che
Märkte gelten. Die Bundesregierung ist da in Gesprächen leider noch
nicht zu einem Abschluss gekommen», sagte Rukwied. Die Preise hätten
sich weder für Schweinefleisch noch für Ferkel erholt. Derzeit seien
es 1,27 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht nach 1,47 Euro vor dem
Auftreten der Schweinepest. «Dieser plötzliche Rutsch war voreilig
und nicht notwendig.» Es gebe einen massiven Abstand etwa zu Preisen
von 1,77 Euro in Spanien als größtem Schweineproduzenten in Europa.

«Zu diesen Preisen kann man nicht kostendeckend arbeiten», warnte
Rukwied. «Sowohl Mäster als auch Ferkelerzeuger schreiben momentan
rote Zahlen. Das hält man nicht lange durch.» Hinzu komme ein
«Schlachtstau», der schnellstens aufgehoben werden müsse. Hintergrund

sind Engpässe in Schlachthöfen wegen Corona-Fällen. «Man muss die
Möglichkeit schaffen, auch am Wochenende und an Feiertagen zu
schlachten. Denn die Tiere stehen in den Ställen und wachsen.» Die
großen Agrarländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kündigten am

Freitag bereits an, Wochenendarbeit zu erleichtern.

Mit Blick auf die Eindämmung der Schweinepest in Brandenburg sagte
Rukwied: «Nach anfänglichen Ruckeleien läuft das Krisenmanagement
ordentlich.» Die Schweinehalter in ganz Deutschland hätten schon seit
Jahren in Schutzvorkehrungen für ihre Ställe investiert und machten
dies weiter konsequent - unabhängig vom Bundesland. «Es ist ganz
wichtig, dass auch Menschen wachsam sind und Lebensmittelreste nicht
achtlos wegwerfen, die das Virus tragen könnten.»