Clubcommission kritisiert Sperrstunde - Schnelltests vor Clubs?

Berlin (dpa/bb) - Die Berliner Clubs haben die vom Senat beschlossene
Sperrstunde als falsch und möglicherweise kontraproduktiv kritisiert.
Die Maßnahme könnte sogar zu einer Verschärfung der Lage führen, da

sich bei zeitgleicher Schließung aller Bars, Restaurants und Clubs
Menschenansammlungen bilden könnten, die sich dann «gegebenenfalls in
Gruppen an nicht-konzessionierte Orte verlagern», warnte der
Dachverband Clubcommission am Freitag. «Ordnungsbehörden werden große

Schwierigkeiten haben, die Hygieneregeln in Privatwohnungen oder in
den über 2500 Parks und Gärten der Stadt zu kontrollieren.»

Die Sperrstunde gilt nach Senatsangaben ab Samstag, 00.00 Uhr. Unter
anderem Kneipen, Restaurants und Spätis mussten damit am Freitag um
Mitternacht schließen - bis zum Samstagmorgen um 6 Uhr. Ab
Samstagabend gilt die Sperrstunde bereits ab 23 Uhr. Mehrere
Gastronomen beschreiten wegen der neuen Regelung den Rechtsweg: Mit
einer Entscheidung zu einem entsprechenden Eilantrag ans
Verwaltungsgericht wurde aber erst für kommende Woche gerechnet.

Auch vor dem Hintergrund der Erkenntnisse zu den Infektionsherden in
den vergangenen Wochen, etwa private Veranstaltungen wie Hochzeiten,
sei die Sperrstunde die falsche Maßnahme - «Symbolpolitik», sagte
Sprecher Lutz Leichsenring vom Dachverband Clubcommission. Clubs und
Veranstalter hätten sich in den vergangenen Wochen und Monaten «fast
ausnahmslos verantwortungsvoll verhalten». Von der
Senatsgesundheitsverwaltung fühle man sich nicht als Partner auf
Augenhöhe behandelt, sagte Leichsenring. Die Pandemie sei aber eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Der Verband schlägt vor, in den nächsten Tagen Schnelltest-Bereiche
vor Clubs einzurichten. Dort sollen Gäste freiwillig, auf eigene
Kosten und unter Aufsicht «von angelerntem medizinischen Personal»
einen Corona-Schnelltest machen können. Die Clubs wollten so dazu
beitragen, die Virusausbreitung in der jungen Zielgruppe weiter
einzudämmen. Die Hygieneregeln sollen bei Veranstaltungen trotzdem
gelten. Auf Schnelltests ruhen derzeit in vielen Bereichen
Hoffnungen, etwa um Besuche in Pflegeheimen weniger riskant zu
machen. Die Ergebnisse sind Experten zufolge allerdings nicht ganz so
genau wie der bisher verbreitete Labortest.