Nächtliches Alkoholverbot in Mainz wegen steigender Corona-Zahlen

Nach Ansicht von OB Ebling gibt es bei der Verbreitung des
Coronavirus zwei Brennpunkte: private Feiern und «Party People». Um
das Geschehen in den Griff zu bekommen, zieht die Landeshauptstadt
die Zügel an.

Mainz (dpa/lrs) - Wegen steigender Corona-Infektionszahlen verschärft
die Stadt Mainz die Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des
Virus. So darf zwischen 0.00 Uhr und 6.00 Uhr kein Alkohol mehr
verkauft werden, wie Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) am
Freitag mitteilte. Das Verbot gilt für Restaurants und Kneipen, aber
auch für Tankstellen und Kioske.

Ab diesem Samstag 0.00 Uhr dürfen außerdem bei Veranstaltungen in
geschlossenen Räumen ohne feste Bestuhlung nur noch 75 Personen statt
250 gleichzeitig anwesend sein. Bei Privatveranstaltungen wie
Hochzeiten oder Geburtstagen sind nur noch 25 statt 75 Personen
erlaubt. Bordelle und Prostitutionsbetreibe bleiben geschlossen.

Die Maßnahmen gelten für das Gebiet der Landeshauptstadt und sind
zunächst bis Freitag, 23. Oktober, befristet. Ebling schloss eine
weitere Verschärfung nicht aus, sollte sich das Virus trotz der
Maßnahmen weiter ausbreiten. «Wenn die Fallzahlen weiter stark
steigen, müssen die jetzt getroffenen Maßnahmen noch einmal
verschärft werden, dies gilt es mit verantwortungsvollem Handeln zu
vermeiden. Nur wenn sich alle ein wenig zurücknehmen, können wir
einen zweiten Lockdown wie im Frühjahr verhindern.»

Nach Ansicht des OB sind vor allem private Feiern und «Party People»
für die zuletzt stark gestiegenen Fallzahlen verantwortlich. Deshalb
zielten die beschlossenen Maßnahmen nun auf diese beiden Bereiche ab,
sagte er. «Wir wollen den Nerv treffen, wo wir erkennen, dass wir ein
größeres Risiko haben.» Er wisse, dass es sehr viele Bürgerinnen un
d
Bürger gebe, die sich während der Pandemie sehr verantwortungsbewusst
verhielten und nun von den Maßnahmen ebenfalls betroffen seien.
Dennoch habe die Stadt handeln müssen.

Die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den letzten
sieben Tagen war in der Landeshauptstadt zuletzt stetig gestiegen. Am
Mittwoch lag sie nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei 33, am
Donnerstag waren es dann bereits 39 und am Freitag 46.

Die drei Alarmstufen nach dem Warn- und Aktionsplan der
Landesregierung liegen bei 20, 35 und 50. Streng genommen hat die
Landeshauptstadt die von ihr ausgerufene Warnstufe Orange noch nicht
erreicht, da die sogenannte 7-Tage-Inzidenz dafür laut Plan fünf Tage
hintereinander über 35 liegen muss. Ebling machte aber deutlich, dass
er dies für eine eher akademische Überlegung halte. «Wir haben die
Ampel mit der Hand umgelegt», sagte er. Der Alarmplan gibt den
Kommunen in diesem Zusammenhang auch Spielraum.

Der Leiter des Gesundheitsamtes bei der Kreisverwaltung Mainz-Bingen,
Dietmar Hoffmann, erklärte, bisher gebe es noch keine personellen
Engpässe bei der Nachverfolgung der Kontakte von Infizierten. «Wir
haben das Personal aufgestockt und werden auch auf freiwillige
Landesbeamte zurückgreifen», sagte er.