Frankfurter Gesundheitsamt: Schulschließungen nicht mehr nötig

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Schulschließungen sind nach Einschätzung
des Leiters des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk, kein
Mittel gegen steigende Corona-Infektionszahlen. «Die
Schulschließungen insgesamt haben nicht viel dazu beigetragen, dass
die Fallzahlen runtergegangen sind», sagte Gottschalk dem Sender
hr-iNFO am Freitag. Jüngere Schüler seien keine Infektionsquelle, sie
steckten Erwachsene nicht an - eher umgekehrt. Lehrer und ältere
Schüler könnten Masken tragen. Schulschließungen müsse man nicht me
hr
als Mittel in Erwägung ziehen.

Das Beherbergungsverbot für Menschen aus Orten mit sehr hohen
Corona-Infektionszahlen in mehreren Bundesländern bezeichnete
Gottschalk als nicht nachvollziehbar und infektiologisch nicht
vernünftig. Angesichts der Inkubationszeit des Virus von 14 Tagen
sage ein negativer Test im Prinzip gar nichts aus.

Solche uneinheitlichen Regelungen seien auch ein Grund, für Zweifel
an den Maßnahmen in der Bevölkerung. «Wenn man keine einheitlichen
Regelungen schafft und dafür Sorge trägt, dass ich in Bayern ganz
anders behandelt werde als im Saarland oder in Schleswig-Holstein,
dann muss ich mich nicht wundern, wenn das nicht mehr verstanden
wird», sagte Gottschalk.

Die Sperrstunden-Verfügung, die ab diesem Freitag jeweils um 23 Uhr
in Frankfurter Gaststätten gilt, sei hingegen richtig. Dort würden
nicht zulässige Kinn-Nasen-Schutzbedeckungen getragen oder teils gar
keine Masken. «Dies ist sicherlich einer der Gründe, warum
insbesondere in der jungen Bevölkerung sich das Virus wieder
ausbreiten kann.»

Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts seien derzeit kaum mehr in der
Lage, jede Infektionskette bis ins Detail nachverfolgen zu können.
Bislang hätten sie auch darauf geachtet, ob Menschen aus
Risikogruppen betroffen sein könnten. Wenn dies nicht mehr gelinge,
drohten Engpässe in den Krankenhäusern.