Sperrstunde in Berlin beginnt am Freitagabend um Mitternacht

Achtung Berliner Nachtschwärmer: Die Party ist am Freitag bereits um
Mitternacht 24.00 Uhr zu Ende. Dann gilt Sperrstunde - wegen der
Corona-Pandemie.

Berlin (dpa/bb) - Nachtschwärmer und Kneipengänger müssen sich am
Freitag in Berlin auf die neue Sperrstunde einstellen. Der Senat
hatte am vergangenen Dienstag vor dem Hintergrund der gestiegenen
Infektionszahlen beschlossen, dass Restaurants, Bars, Kneipen und die
meisten Geschäfte künftig zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen sein
müssen. Tankstellen dürfen in dem Zeitraum zwar offen bleiben, aber
nachts keinen Alkohol oder andere Waren sondern nur noch Kraftstoffe
und Ersatzteile verkaufen.

Die neue Regelung, die bei der Eindämmung der Corona-Pandemie helfen
soll, gilt nach Senatsangaben ab Samstag, 00.00 Uhr. Das bedeutet,
dass Gastwirte am Freitag um Mitternacht schließen müssen - bis zum
Samstagmorgen um 6 Uhr. Ab Samstagabend gilt die Sperrstunde dann
entsprechend bereits ab 23 Uhr.

Die Berliner Gastronomie hatte die neuen Regeln, die vor allem auf
illegale Partys mit viel Alkohol und ohne Abstand abzielen, scharf
kritisiert. Eine Sperrstunde war in der Hauptstadt bisher unbekannt,
nur in wenigen Städten weltweit ging es ähnlich freizügig zu. Daher
ist die neue Regelung nicht nur ein harter Einschnitt, sondern eine
Art Kulturrevolution.

Schon seit geraumer Zeit steigen die Corona-Zahlen in Berlin. Die
Behörden führen das nicht zuletzt auf illegale Partys etwa in Parks
zurück, aber auch auf private Feiern drinnen. Am Donnerstag nun
überschritt die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage erstmals den
wichtigen Warnwert 50. Sie stieg auf 52,8, wie aus dem Corona-
Lagebericht der Gesundheitsverwaltung hervorgeht.

Berlin gilt nun nach den Kriterien des Robert Koch-Instituts als
Risikogebiet. Folge sind zunächst Reisebeschränkungen für Berliner in

anderen Bundesländern. In mehreren Berliner Bezirken liegt die
sogenannte Sieben-Tages-Inzidenz schon einige Tage teils weit über
50. Am Donnerstag meldete das Gesundheitsamt für Neukölln 114,3, was
bundesweit ein Spitzenwert ist. Es folgen Mitte (78,3),
Tempelhof-Schöneberg (72,4) und Friedrichshain-Kreuzberg (68,9).

Laut Lagebericht kamen am Donnerstag in Berlin 498 neue bestätigte
Corona-Fälle hinzu. Das ist der stärkste Anstieg seit Beginn der
Pandemie. Insgesamt erkrankten damit bislang nachgewiesen 17 112
Menschen in der Hauptstadt an Covid-19. 13 965 gelten als genesen -
178 mehr als am Vortag. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit
Corona stieg um einen auf 233.

«Diese Entwicklung bereitet mir große Sorge», sagte der Regierende
Bürgermeister Michael Müller (SPD). «Sie zeigt, wie wichtig es ist,
dass wir im Senat weitere Einschränkungen diese Woche beschlossen
haben.» Müller appellierte an die Menschen, keine wilden Partys mehr
draußen wie drinnen zu feiern, sich an Abstandsregeln zu halten und
soziale Kontakte einzuschränken. «Wir sind in einer Situation, wo wir
erneut aufeinander achten müssen.»

Der starke Anstieg der Infektionen mit gleich mehreren Rekordwerten
am Donnerstag könnte neue Beschränkungen in der Hauptstadt zur Folge
haben. «Es ist nicht auszuschließen, dass wir uns vor diesem
Hintergrund noch auf weitere Schritte verständigen müssen», sagte
Müller. «Einen Lockdown, wie wir ihn schon hatten, wollen wir
unbedingt vermeiden», fügte er hinzu.

Ab Samstag 00.00 Uhr tritt nicht nur die Sperrstunde in Kraft,
sondern auch neue Kontaktbeschränkungen, die an die Restriktionen in
der Anfangszeit der Pandemie erinnern. Bei privaten Zusammenkünften
in geschlossenen Räumen dürfen maximal noch 10 statt bisher 25
Teilnehmer zusammenkommen. Im Freien liegt die Obergrenze seit 3.
Oktober bei 50. Allerdings dürfen sich ab Samstag im öffentlichen
Raum im Freien von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr nur noch maximal fünf
Personen oder Angehörige von zwei Haushalten versammeln.