Frankreich ruft höchste Corona-Warnstufe für vier weitere Städte aus

Die Zahl der Neuinfektionen steigt in Frankreich weiter an -
besonders heftig sind die großen Städte betroffen. Die Regierung
weitet die Corona-Einschränkungen nun auf weitere Metropolen aus.

Paris (dpa) - Frankreich hat wegen der alarmierenden Corona-Lage für
vier weitere Städte die höchste Corona-Warnstufe ausgerufen. Diese
«maximale Alarmstufe» gelte ab Samstag in Lille, Grenoble, Lyon und
Saint-Étienne, kündigte Gesundheitsminister Olivier Véran am
Donnerstagabend an. Die Situation im Land verschlechtere sich weiter,
warnte der Minister. Er zeigte sich beunruhigt über die Situation in
den Pariser Krankenhäusern. Gleichzeitig will der Staat unter den
Corona-Einschränkungen leidende Branchen noch stärker finanziell
unterstützen.

Die «maximale Alarmstufe» gilt bisher in der Hauptstadt Paris, in der
südfranzösischen Metropole Marseille und im Überseegebiet Guadeloupe.

Sie ist die letzte Stufe vor dem Gesundheitsnotstand. Als Konsequenz
aus der Einstufung müssen in der Regel Bars und gastronomische
Betriebe, die kein Essen anbieten, schließen. In Restaurants gelten
strengere Hygienemaßnahmen.

«Die Situation hat sich in den letzten Tagen in mehreren Metropolen
verschlechtert», sagte der Minister. In Lille, Grenoble, Lyon und
Saint-Étienne sei nun die 250er-Marke von Corona-Neuninfektionen pro
100 000 Einwohner binnen sieben Tagen geknackt worden, begründete er
die neue Einstufung der Städte. Für Toulouse und Montpellier steht
eine Entscheidung noch aus. Die Regierung will sich bis Montag Zeit
lassen.

Véran warnte außerdem, dass in den Kliniken in Paris und Umgebung der
Anteil der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen zunehme.
Daher wurde ein entsprechender Notfallplan aktiviert. Dieser hat
unter anderem zur Folge, dass nicht dringende Operationen verschoben
werden können. Derzeit sind im Großraum Paris rund 40 Prozent der
Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt. Steigt diese Zahl über 60
Prozent, kann der Gesundheitsnotstand ausgerufen werden.

Wirtschaftsminister Bruno Le Maire kündigte an, dass mehr Branchen
von einem Corona-Solidaritätsfonds profitieren können. «Ich denke
dabei an Floristen. Ich denke dabei an Wäschereien, die sehr direkt
vom Hotel- und Gaststättengewerbe abhängen. Ich denke an die
Buchläden an den Seine-Ufern in Paris, weil es heute weniger
Touristen in Paris gibt», sagte er. Zahlreiche Unternehmen könnten
außerdem die Befreiung von Sozialversicherungsbeiträgen beantragen.

Frankreich ist mit mehr als 32 000 Toten schwer von der Pandemie
getroffen. Mit 18 746 Corona-Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden
gab es am Mittwoch einen weiteren Rekord. Wer Freunde oder Familie
empfangen wolle, müsse Abstand halten und die Maske tragen, warnte
Véran. Er betonte gleichzeitig, dass es auch gute Nachrichten gebe:
Die Situation in Nizza habe sich deutlich verbessert. Auch in
Bordeaux, Rennes und Marseille sei eine positive Entwicklung zu
beobachten.