Frankfurt über Corona-Warnstufe rot - hoher Wert auch in Offenbach

Die Infektionszahlen in Hessen steigen, auch die größte Stadt
überschritt am Donnerstag einen kritischen Wert. Erneute
Beschränkungen hatte Frankfurt bereits zuvor beschlossen. Darunter
eine Sperrstunde für Gaststätten und eine Maskenpflicht auf der Zeil.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Nach einem Anstieg der Infektionszahlen
hat die Stadt Frankfurt die rote Corona-Warnstufe des Landes Hessen
überschritten. Sie zählte am Donnerstagnachmittag 59,1 Neuinfektionen
pro 100 000 Einwohner in den letzten sieben Tagen. Damit liegt sie
über der für den Verlauf der Corona-Pandemie wichtigen Kennziffer von
50, wie es in einer Allgemeinverfügung heißt, die die Stadt erließ.
Mit einem weiteren Anstieg sei zu rechnen. Einen Sprung bei der
Inzidenz machte auch die Nachbarstadt Offenbach.

Offenbach gab den Wert mit 68,3 an - und steuert damit bereits auf
die nächste Warnstufe von 75 zu, ab der die medizinische Lage gemäß
dem Stufenkonzept des Landes vom Planungsstab des Sozialministeriums
in Wiesbaden gesteuert werden muss. Am Mittwoch hatte die Stadt noch
von einer Inzidenz von 56 berichtet.

In Frankfurt ist von Freitag an eine Sperrstunde zwischen 23.00 und
6.00 Uhr geplant - ursprünglich sollte sie von 22.00 Uhr an gelten.
Das hat der Corona-Verwaltungsstab der Stadt am Donnerstag
beschlossen, wie eine Sprecherin des Gesundheitsdezernats mitteilte.
Damit reagiere Frankfurt auf entsprechende Beschlüsse der Städte
Offenbach und Berlin.

«Einheitliche Regeln schaffen Akzeptanz und Vertrauen», sagte der
Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) nach der Sitzung
des Krisenstabs. Es werde zu Recht erwartet, «dass es keinen
regionalen Flickenteppich aus Corona-Regeln gibt».

Auch andernorts steigen die Zahlen. In Hessen haben sich binnen 24
Stunden 306 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert. Die
Zahl der Fälle seit Beginn der Pandemie kletterte auf insgesamt 20
662, wie das Sozialministerium in Wiesbaden am Donnerstag (14.00 Uhr)
mitteilte. Der Main-Kinzig-Kreis meldete 16 neue Infektionen, dies
sei der höchste Wert seit Ende April. Die Inzidenz sei damit
sprunghaft auf 21 angestiegen. Es komme immer häufiger vor, dass sich
die gemeldeten Infizierten selbst nicht erklären könnten, wo sie sich
angesteckt haben könnten.

«Die Fallzahlen in Offenbach und in der gesamten Region steigen seit
Tagen drastisch an», sagte Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD).
«Dieser Trend hat leider auch heute angehalten. Hinzu kommt, dass es
auch wieder mehr Patienten in den Krankenhäusern gibt.» Das
Sozialministerium gab den Wert für Offenbach mit 51,3 Neuinfektionen
pro 100 000 Einwohner an. Die Stadt selbst erklärt dazu, sie habe die
aktuelleren Ergebnisse.

Für das kommende Wochenende geplante Flohmärkte wurden abgesagt. «Mit

Überschreiten der 50er Grenze und kurz vor der fünften Warnstufe mit
mehr als 75 Neuinfektionen können die Märkte an diesem Wochenende
nicht stattfinden», betonte Ordnungsdezernent Peter Freier.

Eine Inzidenz von 50 hat Auswirkungen auf die Reisefreiheit der
Bürger. So erklärte etwa Schleswig-Holstein am Donnerstagvormittag,
dass unter anderem Bürger aus Offenbach einen aktuellen negativen
Corona-Test vorweisen müssen, wenn sie von Freitag an als Touristen
in dem Bundesland übernachten wollen. Entscheidend sei der Grenzwert
von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen
sieben Tage.

Gegen die Sperrstunde in Frankfurt kündigten mehrere Gastwirte Klagen
an. «Es wird Eilanträge geben, dann werden Gerichte das entscheiden»,

sagte der Vorsitzende der Initiative Gastronomie Frankfurt, Madjid
Djamegari. Eine Sperrstunde um diese Zeit mache keinen Sinn und sei
unbegründet. Der Anstieg der Infektionszahlen gehe nicht auf die
Gastronomie zurück. Problematisch seien private oder illegale Partys,
gegen die die Stadt bisher nicht ausreichend vorgegangen sei. «Wir
sehen nicht ein, dass wir der Sündenbock sein sollen», sagte
Djamegari. Die in der Initiative organisierten Gastronomen würden
eine Sperrstunde ab Mitternacht akzeptieren.

Kritik gab es auch von der hessischen AfD - Landessprecher Klaus
Hermann sprach von einem «übertriebenen, nicht nachvollziehbaren
Aktionismus» und nannte die Auflagen unverhältnismäßig.

Frankfurt gab am Donnerstag auch die Plätze, Straßen und Anlagen
bekannt, auf denen von Freitag an bis mindestens Ende kommender Woche
ein Alkoholverbot gilt. Betroffen sind unter anderem der Friedberger
Platz, mehrere Straßen im Stadtzentrum, vor allem um Opernplatz und
Hauptwache, sowie im Bahnhofsviertel und im Kneipenviertel
Alt-Sachsenhausen. Auch die Einkaufsstraßen, in denen von Freitag an
das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung vorgeschrieben ist, wurden
benannt. Unter anderem handelt es sich um die Einkaufsmeile Zeil, die
Berger Straße und weitere Straßen in Innenstadt und Bahnhofsviertel.

Nach einer Fortführung kostenloser Corona-Test für die Lehrer in
Hessen hat die Landesregierung auch für Erzieherinnen und
Beschäftigte in der Kindertagespflege diese Vorsichtsmaßnahme
verlängert. Das vom Land finanzierte Angebot gelte nun bis zum 15.
November, teilte das Sozialministerium mit.