Kritischer Corona-Anstieg in Offenbach - Sperrstunde in Frankfurt

Steuert Offenbach auf die nächste Corona-Alarmstufe zu? Die
Infektionszahlen steigen rasant. In Frankfurt sollen unterdessen von
Freitag an verschärfte Regeln gelten.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Sperrstunde und Alkoholverbote in
Frankfurt, abgesagte Flohmärkte in Offenbach: Angesichts deutlicher
Anstiege bei den Coronavirus-Infektionen in der Rhein-Main-Region
wollen die Kommunen mit neuen Maßnahmen gegensteuern. In Hessen haben
sich binnen 24 Stunden 306 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus
infiziert. Die Zahl der Fälle seit Beginn der Pandemie kletterte auf
insgesamt 20 662, wie das Sozialministerium in Wiesbaden am
Donnerstag (14.00 Uhr) mitteilte.

Offenbach liegt bei der sogenannten 7-Tages-Inzidenz weiterhin über
dem kritischen Wert von 50. Binnen sieben Tagen traten dort laut
Ministeriumsangaben 51,3 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner auf.
Die Stadt selbst sprach gar von 68,3 Fällen. «Die Fallzahlen in
Offenbach und in der gesamten Region steigen seit Tagen drastisch
an», sagte Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD). «Dieser Trend hat

leider auch heute angehalten. Hinzu kommt, dass es auch wieder mehr
Patienten in den Krankenhäusern gibt.»

Angesichts des Infektionsgeschehens wurden für das kommende
Wochenende geplante Flohmärkte abgesagt. «Mit Überschreiten der 50er

Grenze und kurz vor der fünften Warnstufe mit mehr als 75
Neuinfektionen können die Märkte an diesem Wochenende nicht
stattfinden», betonte Ordnungsdezernent Peter Freier.

In Frankfurt ist von Freitag an eine Sperrstunde zwischen 23.00 und
6.00 Uhr geplant - ursprünglich sollte sie von 22.00 Uhr an gelten.
Das hat der Corona-Verwaltungsstab der Stadt am Donnerstag
beschlossen, wie eine Sprecherin des Gesundheitsdezernats mitteilte.
Damit reagiere Frankfurt auf entsprechende Beschlüsse der Städte
Offenbach und Berlin.

In Bayern hatte das Kabinett bereits im September die Möglichkeit für
eine Sperrstunde von 23.00 bis 6.00 Uhr geschaffen. Frankfurt hatte
in den vergangenen Tagen hohe Infektionszahlen verzeichnet und
näherte sich der Warnstufe 4 der Eskalationsskala des Landes Hessen.
«Einheitliche Regeln schaffen Akzeptanz und Vertrauen», sagte der
Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) nach der Sitzung
des Krisenstabs. Es werde zu Recht erwartet, «dass es keinen
regionalen Flickenteppich aus Corona-Regeln gibt».

Mehrere Gastwirte haben Klagen gegen die Sperrstunde angekündigt. «Es
wird Eilanträge geben, dann werden Gerichte das entscheiden», sagte
der Vorsitzende der Initiative Gastronomie Frankfurt, Madjid
Djamegari, am Donnerstag. Eine Sperrstunde um diese Zeit mache keinen
Sinn und sei unbegründet.

Der Anstieg der Infektionszahlen gehe nicht auf die Gastronomie
zurück. Problematisch seien private oder illegale Partys, gegen die
die Stadt bisher nicht ausreichend vorgegangen sei. «Wir sehen nicht
ein, dass wir der Sündenbock sein sollen», sagte Djamegari. In der
Initiative sind zahlreiche Frankfurter Gastronomen vertreten. Sie
würden eine Sperrstunde ab Mitternacht akzeptieren, sagte Djamegari.

Kritik gab es auch von der hessischen AfD - Landessprecher Klaus
Hermann sprach am Donnerstag von einem «übertriebenen, nicht
nachvollziehbaren Aktionismus» und nannte die Auflagen
unverhältnismäßig.

Am Donnerstagvormittag betrug die Zahl der Erkrankten pro 100 000
Einwohnern an sieben aufeinanderfolgenden Tagen für Frankfurt 47. Im
Vergleich zum Vortag waren 92 neue Infektionen verzeichnet worden.
Insgesamt gibt es in Frankfurt derzeit 565 «aktive» Fälle.

«Mich besorgt sehr, dass wir nach längerer Zeit wieder ein
Infektionsgeschehen in einem Alten-und Pflegeheim mit acht
infizierten Bewohnerinnen und Bewohnern haben», sagte
Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Zusätzlich
besorgniserregend sei der steigende Anteil an positiven
Testergebnissen.

Auf der Sitzung des Verwaltungsstabs ging es am Donnerstag auch um
die Plätze, Straßen und Anlagen, auf denen von Freitag an bis
mindestens Ende kommender Woche ein Alkoholverbot gilt. Betroffen
sind unter anderem der Friedberger Platz, mehrere Straßen im
Stadtzentrum, vor allem um Opernplatz und Hauptwache, sowie im
Bahnhofsviertel und im Kneipenviertel Alt-Sachsenhausen. Auch die
Einkaufsstraßen, in denen von Freitag an das Tragen einer
Mund-Nase-Bedeckung vorgeschrieben ist, wurden benannt. Unter anderem
handelt es sich um die Einkaufsmeile Zeil, die Berger Straße und
weitere Straßen in Innenstadt und Bahnhofsviertel.

Nach einer Fortführung kostenloser Corona-Test für die Lehrer in
Hessen hat die Landesregierung auch für Erzieherinnen und
Beschäftigte in der Kindertagespflege diese Vorsichtsmaßnahme
verlängert. Das vom Land finanzierte Angebot gelte nun bis zum 15.
November, teilte das hessische Sozialministerium am Donnerstag mit.
«Ein Test ist weiterhin alle 14 Tage möglich, um so diesen
Beschäftigten in der Kinderbetreuung, einem Arbeitsfeld, in dem weder
das Abstandsgebot eingehalten noch die Maskenpflicht umgesetzt werden
kann, die Sicherheit zu geben», erklärte Staatssekretärin Anne Janz
(Grüne). Das kostenlose Test-Angebot wäre am Donnerstag ausgelaufen.