Infektionszahlen steigen weiter - Ansturm auf Testzentren bleibt aus

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in
Nordrhein-Westfalen steigt weiter. Kurz vor den Herbstferien aber
bleibt der große Ansturm auf die Testzentren - zumindest bislang -
aus. Köln als größte NRW-Stadt bewegt sich auf den Grenzwert 50 zu.

Hagen/Wuppertal (dpa/lnw) - Trotz vielerorts bedenklich steigender
Infektionszahlen ist kurz vor Beginn der Herbstferien ein Ansturm auf
die Corona-Testzentren und Praxen in NRW bislang ausgeblieben.
Mehrere Städte verhängten wegen zu vieler Neuinfektionen in der
vergangenen Woche zusätzliche Maßnahmen zur Eindämmung des Virus.
Dennoch gab es bei Teststationen nach Angaben der Kassenärztlichen
Vereinigungen (KV) nur vereinzelt in Orten mit hohen Infektionszahlen
Wartezeiten. So sei eine Corona-Test-Station in Remscheid am
Donnerstag von vielen Menschen besucht worden, berichtete ein
dpa-Reporter. In der ersten Tageshälfte standen durchgängig zwischen
30 bis 40 Menschen für einen Abstrich in der Schlange und nahmen
Wartezeiten von mehr als einer Stunde in Kauf.

Allerdings sei eine seriöse Prognose für die nächsten Tage nicht
möglich, sagte Christopher Schneider von der Kassenärztlichen
Vereinigung Nordrhein. Ähnlich äußerte sich die KV Westfalen-Lippe,
die Testzentren an den Flughäfen in Dortmund, Münster/Osnabrück und
Paderborn betreibt. Es bleibe vorerst bei den derzeitigen
Kapazitäten, teilte eine Sprecherin mit.

Generell stieg die Zahl der Corona-Neuinfektionen in
Nordrhein-Westfalen in den vergangenen Tagen. Im Bereich zwischen 40
und 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in den vergangenen
sieben Tagen lagen am Donnerstag laut dem Robert Koch-Institut (RKI)
Solingen mit 47,7, Gelsenkirchen mit 45,8, Köln mit 45,4 und Duisburg
mit 42,1. Die landesweite Zahl der Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner in sieben Tagen war in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag
auf 27,0 geklettert - das ist der höchste Wert aller deutschen
Flächenländer.

In Hagen und Wuppertal und im Kreis Unna ist die Zahl der
Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern in einer Woche über die
entscheidende Schwelle von 50 gestiegen. Nach der jüngsten
RKI-Übersicht beträgt der Wert im etwa 190 000 Einwohner zählenden
Hagen 56,2, Wuppertal kommt nach eigenen Angaben auf eine Kennziffer
von 53,2. In der RKI-Übersicht werden weiterhin Hamm (77,8) und
Remscheid (59,3) mit Werten von über 50 ausgewiesen. Bei Werten
oberhalb dieser Schwelle müssen die Behörden in NRW zwingend
weitergehende Einschränkungen für das öffentliche Leben erlassen.

So schreibt die Landesregierung unter anderem vor, dass Feiern außer
Haus dann nur noch aus besonderem Anlass und mit höchsten 25
Teilnehmern erlaubt sind. Mehrere Städte und Kreise hatten in dieser
Situation außerdem die Maskenpflicht im Schulunterricht wieder
eingeführt, die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen begrenzt oder
bestimmt, dass sich in der Öffentlichkeit nur noch Gruppen aus
maximal fünf Menschen treffen dürfen.

Auch das Gesundheitsamt von NRWs größter Stadt setzt sich angesichts
der steigenden Zahlen ebenfalls mit der Möglichkeit weiterer
Kontaktbeschränkungen sowie einer Maskenpflicht auf Straßen und
Plätzen auseinander, sollten die Neuinfektionen die Kennziffer von 50
pro 100 000 Einwohner in einer Woche überschreiten. Die Stadt
Siegburg bei Bonn schloss alle Schulen ab Freitag vorzeitig, weil so
so viele Neuinfektionen gegeben hatte.

Besucher von grenznahen Einkaufzielen wie Roermond oder Venlo müssen
bei der Rückfahrt nach Deutschland keinen negativen Coronatest
vorweisen oder in Quarantäne. Das geht aus der seit dem 7. Oktober
2020 gültigen Einreiseverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen
hervor. Das Auswärtige Amt hatte am Mittwoch auch die Region Limburg
in der Nachbarschaft zu Nordrhein-Westfalen zum Corona-Risikogebiet
erklärt.

Laut der in NRW gültigen Einreiseverordnung sind Personen, die sich
weniger als 24 Stunden in einem Risikogebiet aufhalten, von der
Meldepflicht wegen möglicher Corona-Infektionen ausgenommen.

Die stark steigenden Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus machen
sich auch auf den Intensivstationen der Krankenhäuser in NRW
bemerkbar. Die Kliniken sind allerdings noch weit entfernt von ihrer
Kapazitätsgrenze. Nach Angaben der NRW-Landesregierung wurden am
Donnerstag 535 Covid-19-Patienten in Kliniken behandelt - vor einem
Monat waren es nur 190. 136 Patienten lagen auf der Intensivstation,
75 von ihnen mussten beatmet werden.

In Berlin gilt wegen des starken Anstiegs der Corona-Infektionen ab
Samstag eine nächtliche Sperrstunde - im ebenfalls partyerprobten
Köln wird sich am Freitag der Krisenstab mit derartigen
Fragestellungen beschäftigen. «All das fließt morgen in die Sitzung
des Krisenstabes ein», sagte eine Stadtsprecherin am Donnerstag. Wenn
es an den bestehenden Maßnahmen Änderungsbedarf geben sollte, würden

diese dort entschieden.