Kritische Corona-Marke überschritten - wie reagiert Kreis Esslingen?

Mit dem Kreis Esslingen hat erstmals eine Region im Südwesten den
kritischen Corona-Grenzwert von 50 Neuinfektionen überschritten. Was
für Maßnahmen werden nun in der Region ergriffen, um die Lage wieder
in den Griff zu bekommen?

Stuttgart (dpa/lsw) - Der Kreis Esslingen hat als erste Region im
Land die kritische Marke von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
innerhalb von sieben Tagen überschritten - am Donnerstag muss der
Kreis nun über konkrete Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung des
Virus entscheiden. Die Region gilt offiziell als innerdeutscher
«Hotspot». Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz lag am Vortag bei
52,3. Damit gehen schärfere Maßnahmen zum Infektionsschutz einher.

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) sprach von einer
«besorgniserregenden Entwicklung». Das Land stehe im engen Kontakt
mit dem Landkreis, auch was die anstehenden schärferen Maßnahmen
betreffe. Die Infektionen gingen vor allem auf Reiserückkehrende,
private Feiern und den Ausbruch in einem Unternehmen zurück.

Wie die Landesregierung am Dienstagabend mitteilte, dürfen an
privaten Feiern in öffentlichen oder angemieteten Räumen höchstens
noch 25 Menschen teilnehmen, wenn in einem Landkreis die
Sieben-Tages-Inzidenz von 50 Fällen pro 100 000 Einwohner
überschritten wird. In privaten Räumen werden dann nicht mehr als
zehn Teilnehmer empfohlen.

Wird in einem Landkreis binnen sieben Tagen die Zahl von 35
Corona-Fällen pro 100 000 Einwohner überschritten, soll die Zahl der
Teilnehmer in öffentlichen oder angemieteten Räumen auf maximal 50
Teilnehmer festgelegt werden. In privaten Räumen werden dann 25
Teilnehmer empfohlen. Diese regionalen Maßnahmen werden nicht über
die allgemeine Corona-Verordnung des Landes geregelt, sondern von den
Gesundheitsbehörden in den Städten und Kreisen.

Bereits am Montag hatte der Kreis Esslingen private Feiern und
Zusammenkünfte eingeschränkt, nachdem die Vorwarnstufe von mehr als
35 Corona-Neuinfektionen überschritten worden war. Auch Stuttgart
(38,4), Mannheim (37,3) und der Stadtkreis Heilbronn (35,5) liegen
über der kritischen Marke von 35 Neuinfektionen.

Mit der Verschärfung folgen die Kreise und Kommunen der Empfehlung
der Bund-Länder-Kommission von Ende September, die insbesondere der
Verbreitung von Infektionen im Rahmen von Feierlichkeiten im
Familien- und Freundeskreis vorbeugen soll.

Die Zahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen im ganzen Land
stieg am Mittwoch im Vergleich zum Vortag um 652 Fälle. Insgesamt
haben sich nun 52 222 Menschen nachweislich mit dem Erreger
Sars-CoV-2 angesteckt, wie das Landesgesundheitsamt mitteilte. Die
Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um vier auf
1898.

Am Dienstag hatte die Landesregierung wegen der steigenden
Infektionszahlen die zweite von drei möglichen Corona-Warnstufen
ausgerufen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sprach von
einer Habt-Acht-Stufe. Die Pandemiestufe zwei gilt, wenn die
landesweite «Sieben-Tage-Inzidenz» von zehn Fällen je 100 000
Einwohner überschritten wird und zusätzlich das Infektionsgeschehen
diffus steigt oder sich die landesweiten wöchentlichen Fallzahlen
innerhalb von zwei Wochen verdoppeln.