Corona-Neuinfektionen in Deutschland steigen sprunghaft auf über 4000

Die Zunahme der neuen Corona-Fälle in Deutschland beschleunigt sich.
Erst am Mittwoch war ein Höchstwert der gemeldeten Neuinfektionen
seit April erreicht worden. Diese Marke wurde nun weit übertroffen.

Berlin (dpa) - Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in
Deutschland ist binnen eines Tages sprunghaft auf mehr als 4000
gestiegen. Die Gesundheitsämter meldeten 4058 neu erfasste
Infektionen innerhalb der vorangegangenen 24 Stunden, wie das Robert
Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen mitteilte. Das sind über 1200
mehr als am Mittwoch, als mit 2828 Neuinfektionen ein neuer
Höchstwert seit April gemeldet worden war. Ein höherer als der nun
gemeldete Wert war zuletzt in der ersten Aprilhälfte erreicht worden.

Der Anstieg gehe sehr wahrscheinlich nicht auf Nachmeldungen oder
dergleichen zurück, sondern spiegele das Infektionsgeschehen wider,
sagte Marieke Degen, stellvertretende RKI-Pressesprecherin, der
Deutschen Presse-Agentur dpa. Experten des RKI prüften die Daten
derzeit noch im Detail.

Für eine konkrete Schlussfolgerung sei es noch zu früh, sagte der
Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für
Infektionsforschung in Braunschweig der dpa. «Wir haben immer wieder
sprunghafte Anstiege die sich nicht notwendigerweise als Vorbote
eines exponentiellen Anstiegs herausstellen.» Er riet, weitere Daten
zu berücksichtigen. «Wir müssen mehr auf die Erkrankungszahlen statt

auf die reinen Laborbefunde schauen.» Diese Zahlen seien stabiler
gegen Schwankungen, die durch Wechsel in der Testaktivität entstehen
könnten. «Die Belegung der Intensivstationen ist ein weiterer
wichtiger Indikator.»

Zumindest bei den intensivmedizinisch behandelten Covid-19-Patienten
zeichnet sich ein deutlicher Anstieg ab. Laut aktuellem
RKI-Lagebericht wurden am Donnerstag 487 Corona-Infizierte
intensivmedizinisch behandelt, 239 davon wurden beatmet. Eine Woche
zuvor (1.10.) hatte der Wert noch bei 362 (193 beatmet) gelegen, in
der Woche davor (24.9.) bei 296 (166 beatmet). Rund 8500
Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.

Nach der RKI-Übersicht vom Donnerstag gibt es bundesweit rund zehn
Kreise oder Bezirke, bei denen der Wert von 50 Neuinfektionen je
100 000 Einwohner binnen einer Woche überschritten wurde. Da in den
Behörden der einzelnen Bundesländer aktuellere Zahlen vorliegen
können, kann die tatsächliche Zahl höher oder auch niedriger sein.

Auch die Rate der positiven Tests stieg zuletzt nach RKI-Daten stark
an und lag in der 40. Kalenderwoche (28.9.- 2.10.) bei 1,64 Prozent.
In der Woche zuvor waren es 1,22 und davor 1,16 Prozent. Die Anzahl
der Tests sank dagegen leicht auf rund 1,096 Millionen in der 40.
Woche. Zuvor waren es rund 1,168 Millionen gewesen.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich nach RKI-Angaben mindestens
310 144 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2
infiziert (Datenstand 8.10., 0.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im
Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag demnach bei 9578. Das
waren 16 mehr als am Vortag. Rund 269 600 Menschen haben die
Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.

Die Länder hatten am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass Reisende
aus Gebieten mit sehr hohen Infektionszahlen nur dann beherbergt
werden dürfen, wenn sie einen höchstens 48 Stunden alten negativen
Corona-Test haben. Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit
mehr als 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen.

Als Reaktion auf die steigenden Fallzahlen hatten die Bundesländer am
Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass innerdeutsche Urlauber aus
Risikogebieten nur dann beherbergt werden dürfen, wenn sie einen
höchstens 48 Stunden alten negativen Corona-Test vorweisen können.
Greifen soll dies für Reisende aus Gebieten mit mehr als 50
Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern binnen sieben Tagen.

Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in
Deutschland laut Lagebericht vom Donnerstag bei 1,17 (Vortag: 1,10).
Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel mehr als einen weiteren
Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen
etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Zudem gibt das RKI in seinem aktuellen Lagebericht ein sogenanntes
Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum
und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach
RKI-Schätzungen lag dieser Wert bei 1,22 (Vortag: ebenfalls 1,11). Er
zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.