Auch in Hamburg drohen Sperrstunde und Alkoholverbot

In Berliner Bars und Clubs ist die Party schon jetzt abends früher zu
Ende. Schuld sind die hohen Corona-Zahlen in der Hauptstadt. Aber
auch dem Hamburger Partyvolk droht Ungemach - und nicht nur dem.

Hamburg (dpa/lno) - Angesichts steigender Corona-Zahlen drohen auch
Bars und Restaurants in Hamburg wieder schärfere Einschränkungen -
ähnlich wie in Berlin. Gemeinsam mit dem Hotel- und
Gaststättenverband (Dehoga) appellierte Wirtschaftssenator Michael
Westhagemann (parteilos) am Mittwoch dringend an Gastronomen und
Gäste, die geltenden Corona-Regeln einzuhalten. «Vor allem können wir

damit verschärfte Regeln vermeiden - wie eine mögliche Sperrstunde,
ein Alkoholverbot oder eine deutliche Reduzierung der gleichzeitig
anwesenden Gäste», sagte er.

Hamburgs Dehoga-Präsident Franz J. Klein, schloss sich dem Appell an,
wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die große Mehrheit der
Betriebe sich bereits «unter großen Mühen» an die geltenden Regeln

halte. «Ein erneuter Lockdown wäre eine Katastrophe für die Branche
und würde das Aus für viele Betriebe bedeuten», warnte er.

Er sehe den Anstieg des sogenannten Inzidenzwertes, der die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen abbildet,
mit großer Sorge, sagte Westhagemann. Am Mittwoch stieg die Zahl der
nachgewiesenen Neuinfektionen in Hamburg um 93, der Inzidenzwert
kletterte auf 34,1. «Bei 35 muss man genau hinschauen, da geht die
Ampel auf Gelb. Und ab 50 steht sie auf Rot», erinnerte der Senator.

Ab einer Grenze von 35 können in Hamburg Fußballspiele nur noch vor
maximal 1000 Zuschauern stattfinden. Ab einem Inzidenzwert von 50
treten automatisch weitere Verschärfungen in Kraft: So dürfen Feiern
im privaten Rahmen nur noch mit höchstens 10 und in angemieteten
Räumen mit höchstens 25 Teilnehmern stattfinden.

Der Senat müsse handeln, wenn die 35er-Inzidenz geknackt wird und
kontinuierlich weiter steigt, damit die 50er-Marke nach Möglichkeit
gar nicht erst erreicht wird. «Dann kommt es natürlich zu den
Maßnahmen, die wir alle nicht wollen», sagte Westhagemann. «Dann wird

es keine Weihnachtsmärkte geben und auch der Dom wird ausgesetzt, es
wird also keine Großveranstaltungen geben.» Auch für die ebenfalls
hart getroffene Branche der Schausteller wäre das eine Katastrophe.

Klein warnte davor, den Eindruck entstehen zu lassen, «als wäre die
Gastronomie der Hauptverursacher dieses Anstiegs.» Oberstes Ziel der
Dehoga sei es, «einen weiteren Lockdown zu vermeiden.» Es gehe «um
das Image der Branche, aber auch um das Überleben der Branche», sagte
er.

Laut Gesundheitsbehörde geht von Feiern sowohl im privaten Rahmen als
auch in Bars und Gaststätten ein erhöhtes Infektionsrisiko aus.
«Besonders problematisch wird es immer, wenn drei Faktoren
zusammenkommen: Alkoholisierte Menschen, die in Innenräumen dicht
zusammenstehen und sich bewegen», sagte Sprecher Martin Helfrich.

Im Senat wird deshalb darüber nachgedacht, dass Bars und Restaurants
demnächst auch in Hamburg abends früher schließen müssen und die
Gästezahl weiter begrenzt wird. Außerdem könnte das Verkaufsverbot
für Alkohol an Wochenenden, das bislang auf St. Pauli, im
Schanzenviertel und in Ottensen nur für den Außerhausverkauf gilt,
auch auf den Ausschank in den Gastronomiebetrieben ausgeweitet
werden.

Mit den Verschärfungen müsse schon vor Erreichen der 50er-Inzidenz
gerechnet werden, sollte absehbar sein, «dass es nur eine Frage der
Zeit ist, bis die Marke geknackt wird», erklärte Helfrich.

Die Gesamtzahl der seit Beginn der Pandemie in Hamburg bestätigen
Infektionen stieg am Mittwoch auf 8543. Etwa 6900 Infizierte können
nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) inzwischen als genesen
angesehen werden. In Hamburger Krankenhäusern wurden 57
Covid-19-Patienten behandelt, sechs mehr als am Vortag. Die Zahl der
Patienten auf Intensivstationen erhöhte sich um zwei auf zwölf.