Virologin rätselt über Trump: Zustand schwer zu beurteilen

Frankfurt/Hamburg (dpa) - Die Behandlung von US-Präsident Donald
Trump ist nach Einschätzung der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek
ungewöhnlich, sein Krankheitsverlauf schwer einzuschätzen.
«Letztendlich bleibt es total schwer zu beurteilen, wie sein
wirklicher Zustand ist, weil einfach entscheidende Informationen für
den Kliniker fehlen», sagte sie im NDR-Podcast «Coronavirus-Update»
am Dienstag. Vor allem eine entscheidende Information fehle: Wann
Trump sich mit dem Coronavirus infiziert hat.

Einige der Medikamente, die er laut seinen Ärzten bekam, seien für
einen schweren Verlauf, obwohl es ihm angeblich immer gut gegangen
sei. Andere gebe man eher in der späten Phase, obwohl er wohl erst in
der ersten Krankheitswoche war. Da passe einiges nicht zusammen.
«Insgesamt muss man sagen, ist die Therapie, die er bekommt, schon
sehr umfangreich und auch nicht unbedingt der «standard of care»,
würde ich sagen», so Ciesek.

Nach wie vor sei Covid-19 nicht heilbar, Medikamente könnten nur
einen schweren Verlauf abschwächen oder die Genesung beschleunigen.
Remdesivir, das Trump ebenfalls bekam, sei für andere Krankheiten
entwickelt worden und «nicht perfekt für Sars-CoV-2», sagte Ciesek.
«Wenn man sich das vorstellt wie ein Schlüssel-Schloss-Prinzip, würde

ich sagen: Der Schlüssel passt, aber wenn man ihn umdrehen will, dann
hakelt es ganz schön», sagte die Direktorin des Instituts für
Medizinische Virologie am Universitätsklinikum Frankfurt. «Wir
brauchen Medikamente, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip gemacht
werden.»