Experten: Hohes Risiko für Geflügelpest durch Vogelzug im Herbst

Greifswald/Insel Riems (dpa/mv) - Mit dem diesjährigen Herbstzug der
Vögel erwartet das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) ein hohes Risiko
für das Einschleppen von hochansteckenden Vogelgrippe-Viren nach
Deutschland. Aus Russland und Kasachstan wird seit Juli 2020 eine
Reihe von Nachweisen von Influenzaviren des Subtyps H5N8 bei
Wildvögeln sowie in Geflügelhaltungen gemeldet, wie eine Sprecherin
des Bundesforschungsinstituts für Tiergesundheit am Dienstag
mitteilte. Ähnliche Ausbruchsserien in derselben Region wurden
demnach 2005 (H5N1) und 2016 (H5N8) beobachtet. Ihnen folgten
Vogelgrippe-Epidemien in Ost- und Mitteleuropa.

Die neuen Nachweise liegen auf Zugrouten von Wildvögeln, die aus
ihren Brutgebieten in Sibirien nach Osteuropa ziehen. Vor allem
Wasservögel gelten als Überträger der Erreger. Der Vogelzug werde in

den nächsten Wochen seinen Höhepunkt erreichen, hieß es.

Das FLI mahnte zu einer erhöhten Wachsamkeit gegenüber Wildvögeln,
die krank oder tot gefunden werden. Geflügelhalter sollten die 
Biosicherheitsmaßnahmen überprüfen und gegebenenfalls verbessern. 


Im Sommer war das Vogelgrippegeschehen laut FLI mit den letzten
Ausbrüchen in Bulgarien und Ungarn in Europa zum Erliegen gekommen.
Seit Ende Juli bis Anfang Oktober wurden aus Russland 49 Ausbrüche
von H5N8 bei Geflügel gemeldet. Betroffen waren zumeist kleine
Haltungen in Dörfern, aber auch ein Geflügelbetrieb mit mehr als 1,5
Millionen Tieren. Bei Wildvögeln wurden 9 Fälle an die
Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) gemeldet. Der westlichste
Ausbruch ereignete sich in Selentschukskaja in der Nähe des Schwarzen
Meeres.