Fall Maria Baumer: Spannung vor Urteil in Mordprozess

Wie starb Maria Baumer? Wurde sie von ihrem Verlobten mit Tabletten
vergiftet? Der bestreitet dies. Drei Monate nach Beginn des
Mordprozesses und acht Jahre nach dem Tod der Frau wird das Urteil
erwartet.

Regensburg (dpa) - Mit Spannung wird vor dem Landgericht Regensburg
das Urteil (15.00 Uhr) im Fall Maria Baumer erwartet. Der Angeklagte
in dem Indizienprozess bestreitet, seine Verlobte mit Medikamenten
getötet zu haben. Der Staatsanwalt dagegen ist überzeugt, dass der
36-Jährige der Frau im Mai 2012 einen mit Tabletten vergifteten Kakao
gab. Er fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe wegen heimtückischen
Mordes und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Der
Verteidiger plädierte auf Freispruch. Die Leiche Baumers war im
September 2013 von Pilzsammlern in einem Wald gefunden worden.

Der Anklage nach tötete der 36 Jahre alte deutsche Krankenpfleger
seine Verlobte, um für eine neue Beziehung mit einer Patientin frei
zu sein - ohne dafür die Verlobung auflösen zu müssen. Die
Hochzeitseinladungen waren bereits verschickt. Zudem habe der Mann
mit dem Verschwinden seiner Verlobten seinen Studienabbruch
rechtfertigen wollen. Dass er zahlreiche Prüfungen nicht bestanden
hatte, hatte er seinem Umfeld gegenüber verheimlicht.

Der Angeklagte gab gegen Ende des Prozesses zu, die Leiche beseitigt
zu haben. Die Tötung der Frau stritt er ab. Sie habe die Medikamente
vermutlich selbst eingenommen. Weil er die Tabletten aber von seiner
Arbeitsstelle illegalerweise mitgenommen habe, habe er um seinen Job
gefürchtet und deshalb die Leiche verschwinden lassen und seine
Verlobte als vermisst gemeldet, ließ er seinen Anwalt ausrichten. Das
sei eine Kurzschlussreaktion gewesen. Später habe es für ihn aus
dieser Lüge kein Zurück mehr gegeben.

Im Laufe der Hauptverhandlung war deutlich geworden, dass der
Angeklagte an der Leichengrube im Wald gewesen sein musste - unter
anderem waren sein Spaten und Haare dort gefunden worden. Aus Sicht
der Verteidigung ist das aber kein Beweis dafür, dass er die Frau
auch getötet hat.

Die Anklagebehörde dagegen sieht das als erwiesen an. Sie hatte
akribisch den Computer und Telefonverbindungen ausgewertet. Demnach
googelte der Mann vor dem Verschwinden seiner Verlobten unter anderem
«der perfekte Mord» und schrieb just an dem Tag, an dem er die Leiche
vergrub, zahlreiche Nachrichten an die junge Patientin, in die er
sich verliebt haben soll. Von Verzweiflung über den Tod seiner
Verlobten sei da nichts zu erkennen, so die Staatsanwaltschaft.

Der Fall Maria Baumer war vor acht Jahren auch in der TV-Sendung
«Aktenzeichen xy ... ungelöst» Thema - damals galt er noch als
Vermisstenfall. Der heute Angeklagte trat bei Moderator Rudi Cerne
auf und bat um Hinweise auf den Aufenthaltsort seiner Verlobten - die
er selbst bereits im Wald vergraben hatte.

Baumer war kurz vor ihrem Verschwinden zur Landesvorsitzenden der
Katholischen Landjugendbewegung in Bayern (KLJB) gewählt worden. Ihre
Eltern und Geschwister treten in dem Prozess als Nebenkläger auf.