Putzen gegen Viren - Pandemie verändert Arbeit von Gebäudereinigern

Hygiene ist wegen der Corona-Pandemie stärker in den Fokus gerückt.
Entsprechend gefragt sind die Dienste von Reinigungskräften. Doch
nicht alle profitieren.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Corona-Pandemie wirbelt auch die
Geschäfte von Hessens Gebäudereinigern durcheinander. Die Unternehmen
müssten teilweise auf eine stark veränderte Nachfrage reagieren,
sagte Guido Hahn, Sprecher der Landesinnung Hessen des
Gebäudereiniger-Handwerks: «Es gibt Kunden, da haben sich die
Aufträge erhöht.» In anderen Bereichen lasse die Zunahme von
Home-Office Aufträge wegbrechen.

Ein direkter Effekt der Pandemie ist laut der Innung die boomende
Nachfrage nach Desinfektionslehrgängen. Zwar sei diese Ausbildung in
den wenigsten Fällen wirklich erforderlich. Kunden wollten aber
derartige Fachkenntnisse nachgewiesen haben.

Die Gebäudereiniger sind mit 150 000 Beschäftigten in Hessen das
Handwerk mit den meisten Jobs. 300 Betriebe vertritt die Innung. Für
die Branche habe die Corona-Krise zunächst einen Auftragseinbruch
bedeutet. Durch den Lockdown wurden Geschäfte geschlossen. Firmen
schickten ihre Mitarbeiter an Heimarbeitsplätze.

Dann sei die Nachfrage plötzlich stark gestiegen: Hotels und
Kaufhäuser öffneten. Flächen, mit denen Menschen Kontakt haben,
sollten auf Kundenwunsch öfter gereinigt werden. Besonders die Glas-
und Sonderreiniger - letztere bieten Leistung über die reguläre
Gebäudereinigung hinaus - hätten stark profitiert. «Die hatten
Probleme, bei den Zusatzaufträgen überhaupt hinterher zu kommen.» Die

klassischen Reinigungskräfte hätten dagegen oft weniger Arbeit als
vor der Pandemie - je nachdem, wie stark ihre Kunden von der Krise
betroffen sind.

Von einem flächendeckende Mangel an Putzkräften kann laut dem
Gebäudereiniger-Handwerk trotz Corona-Pandemie keine Rede sein.
Allerdings zieht der Arbeitsmarkt dieser Branche an. Laut der
Arbeitsagentur Hessen ist die Nachfrage nach Arbeitskräften in der
Reinigungsbranche im September zum zweiten Mal in Folge leicht
gestiegen. Gab es im vergangenen Jahr um diese Zeit rund 1200 offene,
gemeldete Stellen, waren es nun 780.

Grundsätzlich sei eine Trendwende zu erkennen, sagt Hahn: Jahrelang
sei der Reinigungsturnus in Gebäuden zurückgefahren worden. «Jetzt
haben wir den Punkt, an dem Kunden sagen: Wir wollen, dass täglich
jemand da ist.» Bei einem Infektionsverdacht werde oft sofort eine
Reinigungskraft angefordert. Die Reinigungsbetriebe müssten daher
flexibel sein.

Vorangetrieben werden sollte aus Sicht der Innung die sogenannte
Tagesreinigung - die Reinigungskraft kommt dabei nicht mehr vor
Dienstbeginn oder nach Feierabend zum Arbeitsplatz des Kunden.
«Tagesreinigungskräfte sind dann da, wenn unsere Kunden auch da
sind», sagt Hahn. Das sei vor der Pandemie nicht sonderlich stark
nachgefragt gewesen, erlaube aber eine sofortige Reaktion auf
Kundenwünsche und erleichtere der Branche die Nachwuchsgewinnung
durch bessere Arbeitszeiten.