Nobelpreisträger Rice: «Ich dachte, es wäre ein Telefonscherz»

Stockholm (dpa) - Der frisch gekürte Medizin-Nobelpreisträger Charles
M. Rice hat beim Anruf aus Stockholm zunächst an einen Telefonscherz
gedacht. «Das Telefon in unserem Wohnzimmer fing gegen 4.30 Uhr an zu
klingeln und ich war zuerst irritiert und dachte, es wäre ein
Telefonscherz», sagte Rice am Montag bei einer Video-Pressekonferenz.

Er habe den ersten Anruf dann auch nicht angenommen, erst den
zweiten. «Da hörte ich dann eine Stimme mit schwedischem Akzent und
war erst recht überzeugt, dass es sich um einen Telefonscherz
handelte.» Erst als der Anrufer aus Stockholm ihm sagte, dass er
gemeinsam mit seinen Kollegen Harvey J. Alter und Michael Houghton
ausgezeichnet werde - «da ist es langsam bei mir angekommen», sagte
Rice. «Danach war es dann schwer, mich zu entspannen und wieder
schlafen zu gehen, also habe ich geduscht und angefangen, Kaffee zu
trinken.»

Auch bei Alter war die Freude über die nächtliche Ruhestörung
zunächst gering. Als das Telefon bei ihm an der US-Ostküste gegen
4.45 Uhr klingelte, habe er gedacht, was denn zum Teufel los sei,
sagte Alter in einem Telefonat, das am Montag auf dem offiziellen
Twitter-Account der Nobelpreise veröffentlicht wurde. Fünf Minuten
später habe es wieder geklingelt, wieder habe er nicht abgenommen, so
Alter. «Beim dritten Mal bin ich dann wütend aufgestanden, um
ranzugehen - dann war Stockholm dran.» Sein Ärger sei innerhalb einer
Sekunde dem Schock gewichen.

Der Sekretär der Nobelversammlung, Thomas Perlmann, hatte zuvor
erzählt, er habe die beiden diesjährigen Medizin-Nobelpreisträger aus

den USA - Rice und Alter - wachgeklingelt. «Als ich sie einmal
erreicht habe, waren sie extrem überrascht und wirklich glücklich und
fast sprachlos», sagte er während der Preis-Bekanntgabe in Stockholm.
Es habe großen Spaß gemacht, mit ihnen zu sprechen.

Alter und Rice erhalten den Medizin-Nobelpreis in diesem Jahr
gemeinsam mit dem Briten Michael Houghton für ihre Forschungen zum
Hepatitis-C-Virus. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in
Stockholm mit.

Besonders schön an seiner Arbeit sei für ihn, dass er in den letzten
Jahrzehnten gemeinsam mit seinen Kollegen den Weg von Hepatitis-C als
«quasi Geheimnis-Virus» bis hin zu einer größtenteils wirksamen
Heilung verfolgen habe können, sagte Rice.