Ermittlungen gegen Agentur des angeklagten Hilfspflegers

München (dpa/lby) - Nach ihrer Aussage im Mordprozess gegen einen
polnischen Hilfspfleger ist auch die Chefin seiner Agentur ins Visier
der Justiz geraten. Die Staatsanwaltschaft München I bestätigte am
Montag, dass sie ein Ermittlungsverfahren gegen die Frau eingeleitet
hat. Der Vorwurf lautet auf falsche uneidliche Aussage vor Gericht.
Sie soll als Zeugin im Prozess gegen den wegen mehrfachen Mordes
angeklagten Hilfspfleger falsch ausgesagt haben. «Die Ermittlungen
dauern weiter an, ein Abschluss ist noch nicht absehbar», sagte eine
Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Der 38 Jahre alte Mann ist wegen mehrfachen Mordes angeklagt. Er soll
seinen pflegebedürftigen Patienten an verschiedenen Tatorten in
Deutschland Insulin gespritzt haben, das in Überdosis verabreicht
tödlich sein kann. Er soll über das Medikament verfügt haben, weil er

- im Gegensatz zu seinen Opfern - Diabetiker ist. Die
Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft, die Feststellung der
besonderen Schwere der Schuld und anschließende Sicherungsverwahrung.
Das Urteil soll an diesem Dienstag verkündet werden.

Nebenkläger sehen auch die Agentur in der Verantwortung, die den
Polen als Haushaltshilfe vermittelte - unter anderem, weil sie
Vorstrafen des Mannes verschwiegen haben soll. «Die hat sich nicht
erkundigt: Kann er das? Darf er das? Und welche Vorgeschichte hat
er?», sagte Günter Neubauer, der Bruder eines mutmaßlichen Opfers,
der Deutschen Presse-Agentur. «Die Agentur, die ihn vermittelt hat,
ist rechtlich nicht haftbar. Aber sie ist die Instanz, die das hätte
verhindern können.» Dass es nun Ermittlungen wegen uneidlicher
Falschaussage gebe, sei darum ein gewisser Trost. «Es ist für uns
eine gewisse Genugtuung», sagte Neubauer. «Weil aus unserer Sicht da
die Ursache liegt.»