Für und gegen Corona-Politik: Demo-Wochenende am Bodensee friedlich Von Aleksandra Bakmaz, dpa

In Konstanz konzentrieren sich am Wochenende die Demonstrationen für
und gegen die Corona-Politik. «Querdenken» mobilisiert tausende
Menschen - für eine Menschenkette um den Bodensee herum reicht es
nicht.

Konstanz (dpa/lsw) - Zehntausende sollten es sein - aber zu den
Corona-Demonstrationen am Wochenende sind viel weniger Menschen als
erwartet nach Konstanz geströmt. Die Initiative «Querdenken», die zu

Protesten gegen die Corona-Politik der Bundesregierung aufgerufen
hatte, konnte ein paar Tausend Menschen für eine Menschenkette und
eine Kundgebung mobilisieren. Angemeldet waren für die beiden
Aktionen am Samstag und Sonntag allein in Konstanz fast 30 000
Teilnehmer.

Für die sogenannte Friedensmenschenkette um den Bodensee herum hatten
die Veranstalter sogar auf 250 000 Menschen gehofft. Ziel der
Organisatoren war es, eine durchgängige Kette durch Österreich,
Deutschland, Liechtenstein und die Schweiz zustande zu bringen. Das
ist laut Polizei mit rund 11 000 Teilnehmern nicht gelungen. Die
Veranstalter gehen von etwa 60 000 bis 70 000 Menschen aus.

Befürworter der Corona-Politik hatten zu mehreren
Gegendemonstrationen für das Wochenende aufgerufen und sich den
«Querdenkern» am Wochenende immer wieder in den Weg gestellt. Die
Polizei musste in einem Fall am Sonntag Tränengas einsetzen, um die
Gruppen voneinander fernzuhalten. Zu ernsthaften Auseinandersetzungen
kam es laut den Beamten aber nicht, Festnahmen gab es keine. Die
Proteste blieben demnach größtenteils friedlich.

Der Hauptorganisator der Anti-Corona-Politik-Demos, Gerry Mayr,
zeigte sich am Sonntag dennoch zufrieden. «Wir sind die Vielen - und
wir werden immer mehr», sagte er bei der Kundgebung, die auf einem
kleinen Festgelände nahe der Schweizer Grenze veranstaltet wurde. Der
Konstanzer Unternehmer hält Quarantäne für ein modernes Gefängnis.
Er
wolle keine «Maskenmenschen» mehr sehen und bezeichnete die
Corona-Maßnahmen der Regierung als nicht länger tragbar.

Recht bekam er von verschiedenen Rednern, die zur Demonstration
geladen waren - darunter Geistliche, Naturheilkundler und
Unternehmer. Zu ihren Reden gehörten unter anderem auch die üblichen
Verschwörungsmythen: Die Pandemie sei erfunden, von bösen Mächten
gesteuert und solle dazu beitragen, die Menschen zu versklaven.
Applaus gab es von großen Teilen des Publikums, das Friedensfahnen
schwenkte und mit Plakaten ein Umdenken in der Corona-Politik
forderte.

Rund tausend Menschen hatten sich nach Schätzungen der Polizei bei
der Kundgebung versammelt, die mit einem Gottesdienst eröffnet
wurden. Erwartet worden waren zwischen 3500 und 4500. «Wir stehen für
Meinungsfreiheit und jeder kann denken, was er will», sagte der
Stuttgarter «Querdenken»-Initiator Michael Ballweg am Rande der
Kundgebung. Es gebe immer ein paar extremere Meinungen.

Kaum ein Teilnehmer trug einen Mund-Nasen-Schutz, die meisten hielten
dafür den von der Stadt Konstanz geforderten Mindestabstand. Querelen
gab es dennoch rund um die Maskenpflicht. Einige Ordner weigerten
sich, die Mund- und Nasen-Bedeckung zu tragen und mussten deshalb
ausgetauscht werden. Die Maskenpflicht für Ordner gehörte zu den
Auflagen der Stadt. Die Polizei wollte Atteste für eine Befreiung
davon nicht anerkennen.

Zu den weiteren Auflagen der Stadt gehörte auch ein Verbot von
«Reichsflaggen, Kaiserreichsflaggen und Zeichen, die einen deutlichen
Bezug zur Zeit oder zu den Verbrechen des Nationalsozialismus
herstellen und eine Verbindung zu der aktuellen Corona-Pandemie
herstellen». Die Teilnehmer hielten sich daran. Ende August waren bei
einer Corona-Demo am Berliner Reichstag Flaggen des deutschen
Kaiserreichs geschwenkt worden. Demonstranten hatten Absperrungen
durchbrochen.

Unter den Demonstranten am Bodenseeufer war auch die FDP-Politikerin
Karoline Preisler, die schon selbst Corona-Patientin war und extra
für Aufklärungsarbeit aus Mecklenburg-Vorpommern angereist war. «Ich

finde es richtig und wichtig, dass Corona-Maßnahmen hinterfragt
werden», sagte sie. «Ich möchte aber, dass wir dafür demokratische

Möglichkeiten nutzen - und gerne informiere ich.»