Deutsche meiden Niederlande am Tag der Deutschen Einheit

Niederländische Grenzstädte hatten für Samstag einen Ansturm
deutscher Einkaufstouristen befürchtet. Der blieb aus - was aber auch
nicht alle gut finden.

Venlo/Roermond (dpa) - Der befürchtete Ansturm deutscher
Einkaufstouristen auf niederländische Grenzstädte ist am Samstag
ausgeblieben. In der Einkaufsstadt Venlo etwa war es am Tag der
Deutschen Einheit «sehr ruhig», wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.
Ähnlich sah es in Roermond aus. Es gab keine Staus, Warteschlangen
oder Menschenansammlungen. Zwar sei es nicht so, dass überhaupt keine
Deutschen gekommen seien, aber eben nicht in großer Zahl, sagte ein
Sprecher.

Die Grenzstädte hatten zuvor an die Einwohner des benachbarten
Nordrhein-Westfalen appelliert, dieses Jahr wegen Corona nicht zu
kommen. Traditionell zieht es am Tag der Deutschen Einheit immer
viele Einkaufstouristen aus NRW nach Venlo, Roermond, Winterswijk,
Enschede und in andere niederländische Städte.

Dass es nun in den Einkaufszonen, Outlets und Cafés still blieb,
gefiel allerdings auch nicht jedem. «So kommt Venlo bald selbst auf
die Intensivstation», sagte Einzelhändler Wim Snijders dem
Onlineportal «1Limburg». Das Wegbleiben der Deutschen sei für den
Einzelhandel eine «Katastrophe».

Der Appell des Venloer Bürgermeisters Antoin Scholten an die
deutschen Nachbarn, dieses Jahr zu Hause zu bleiben, sei völlig
falsch gewesen, sagte auch Fischhändler Kees Karregat. Erik Manders,
Vorsitzender der Venloer Einzelhändler, kritisierte, der Aufruf des
Bürgermeisters trage zu einem Gefühl der Unsicherheit bei. Das könne

dazu führen, dass die Deutschen wochenlang wegblieben. Es gebe aber
bereits viele Sicherheitsvorkehrungen gegen eine Verbreitung von
Corona wie ausgezeichnete Wege nur in eine Richtung.

Am Freitag hatte die Bundesregierung die niederländischen
Grenzprovinzen Groningen, Drenthe, Overijssel und Gelderland zu
Risikogebieten erklärt und vor touristischen Reisen dorthin
abgeraten. Ausgenommen ist die Grenzprovinz Limburg, in der Städte
wie Venlo, Roermond und Maastricht liegen. In den Niederlanden liegt
die Zahl der Corona-Infektionen deutlich höher als in Deutschland.

Die Deutschen, die am Samstag doch über die Grenze reisten, hatten
von der Warnung zum Teil gar nichts mitbekommen. «Eine negative
Reiseempfehlung für die Niederlande? Keine Ahnung, ich schau kein
Fernsehen», sagte Markus aus Dortmund der Plattform RTV Oost auf dem
Marktplatz von Enschede. Dort aß er schon früh morgens eine
Bratwurst. «Corona ist überall», befand er. «Meiner Meinung nach is
t
es hier sicher.»