Besondere Bedeutung in Pandemiezeiten? Nobelpreise werden verkündet

Trotz der Corona-Krise können in diesem Jahr Nobelpreise vergeben
werden - das allein wertet man bereits als einen Erfolg in Stockholm.
Dort will man in der kommenden Woche angesichts der Pandemie ganz
besonders auf die Bedeutung der Wissenschaft hinweisen.

Stockholm (dpa) - Vor dem Eindruck der größten globalen
Gesundheitskrise seit knapp 100 Jahren werden zum Auftakt der
Nobelpreis-Bekanntgaben die diesjährigen Preisträger in der Kategorie
Medizin verkündet. Damit beginnt am Montag der alljährliche
Nobelpreisreigen, bei dem nach und nach auch die weiteren Preisträger
in den Kategorien Physik, Chemie, Literatur und Frieden ausgerufen
werden. Zum Abschluss werden am Montag in einer Woche die
Wirtschaftsnobelpreisträger verkündet.

Frühestens um 11.30 Uhr will die Nobelversammlung des Stockholmer
Karolinska-Instituts am Montag das Geheimnis um die diesjährigen
Preisträger in Physiologie oder Medizin lüften. Wegen der
Coronavirus-Pandemie werden diesmal deutlich weniger Journalisten vor
Ort dabei sein. Und auch bei der Preisübergabe am 10. Dezember - dem
Todestag von Preisstifter Alfred Nobel - wird es diesmal anders
aussehen als normalerweise: Die feierliche Zeremonie im Konzerthaus
von Stockholm wird durch eine im Fernsehen übertragene Preisvergabe
im Rathaus der schwedischen Hauptstadt ersetzt, auf der die Geehrten
aus ihrer Heimat zugeschaltet werden sollen. Auch die Verleihung des
Friedensnobelpreises in Oslo wird deutlich kleiner ausfallen.

Die Nobelstiftung ist dennoch glücklich, dass man trotz der Pandemie
überhaupt Preise vergeben kann. Im Frühjahr seien die Sorgen groß
gewesen, ob in diesem Jahr überhaupt Preisträger ausgewählt werden
könnten, sagte Stiftungsdirektor Lars Heikensten der Deutschen
Presse-Agentur in Skandinavien. Die einzelnen Nobel-Institutionen
hätten intensiv dafür gearbeitet, dies trotz allem zu realisieren.

«Der wichtigste Punkt ist, dass die Preise verkündet und verliehen
werden in diesem Jahr», sagte Heikensten. «Wir stehen für Wissen, wir

stehen für Wissenschaft, wir stehen für Frieden. Das sind Dinge, von
denen wir denken, dass sie in diesen Tagen besonders wichtig sind.»

Ähnlich drückte es auch Göran Hansson, der Generalsekretär der
Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, aus. «Dieses Jahr
hat die Bedeutung der Wissenschaft wirklich unter Beweis gestellt»,
erklärte er vorab. Mit den Bekanntgaben in seiner Akademie muss er
sich aber noch kurzzeitig gedulden: Der Physik-Nobelpreisträger wird
am Dienstag bekanntgegeben, Chemie folgt dann an gleicher Stelle am
Mittwoch. Auch für den Wirtschaftspreis, der als einziges nicht auf
das Testament von Nobel zurückgeht, ist die Akademie zuständig.

Neben ihren prestigeträchtigen Nobelmedaillen und -diplomen erhalten
die Preisträger in diesem Jahr pro Kategorie zehn Millionen
schwedische Kronen (rund 950 000 Euro). Das ist eine Million mehr als
im Vorjahr, als die US-Amerikaner William Kaelin und Gregg Semenza
sowie der Brite Peter Ratcliffe den Medizin-Nobelpreis für ihre
Entdeckung molekularer Mechanismen bekommen hatten, mit denen Zellen
den Sauerstoffgehalt wahrnehmen und sich daran anpassen. Häufig gehen
die wissenschaftlichen Nobelpreise an mehrere Preisträger zugleich,
die gemeinsam oder zum selben Fachgebiet geforscht haben.

Wer für die Preise nominiert ist, das wird traditionell über 50 Jahre
lang geheimgehalten. Dementsprechend lässt sich auch nur spekulieren,
ob es in diesem Jahr für einen Nobelpreis für die Corona-Forschung
noch zu früh ist. Glaubt man den Buchmachern, dann ist die
Weltgesundheitsorganisation WHO bei den diesjährigen Nobelpreisen
jedenfalls eine Topfavoritin - allerdings für den Friedensnobelpreis,
dessen Träger am Freitag in Oslo bekanntgegeben wird.